Wasser ist Leben, Energiespeicher und Freizeit

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Umwelttour der Grünen Landtagsabgeordneten des Umweltausschuss NRW im Kreis Olpe

(EB). „Der Fördertopf der Grünen NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur war der Startschuss für die Umrüstung unserer Dieselschiffe auf Elektroantriebe“, so die engagierte Betriebsleiterin Nicole Keseberg, die die drei Landtagsabgeordneten Gregor Kaiser, Antje Grothus und Norika Creuzmann an Bord der EMS Westfalen zu einer Rundfahrt über den Biggesee begrüßte. Im Rahmen einer Umwelttour besuchten die drei Landtagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen den Kreis Olpe, um sich dem Thema „Wasser“ aus drei unterschiedlichen Perspektiven zu nähern.

Besichtigung „EMS Westfalen“

Ein zentraler Programmpunkt war die Besichtigung der „EMS Westfalen“, Europas größtem Fahrgastschiff mit Elektromotor. Dieses beeindruckende Schiff wurde von Nicole Keseberg, Betriebsleiterin der Lux-Werft und Schifffahrt GmbH, vorgestellt. Sie erläuterte die umfangreichen Umrüstungen von Diesel- auf Elektromotoren und betonte „Dank der Fördermittel konnten wir sowohl die Landanschlussverteiler als auch die Batterien finanzieren. Gleichzeitig haben wir viel Innovationskraft und Eigenmittel investiert, um nachhaltigen Tourismus zu fördern.“

Zwei elektifizierte Schiffe auf der Bitte

Die positiven Rückmeldungen der Fahrgäste, die das geräuschlose und CO2-freie Gleiten auf der Bigge genießen, unterstreichen den Erfolg dieses Projekts. Die Schifffahrtsgesellschaft betreibt derzeit zwei vollständig elektrifizierte Schiffe auf der Bigge, wobei auch auf den anderen Seen der Region – Möhne, Henne und Sorpe – bereits Elektroschiffe im Einsatz sind, die allesamt von der Lux-Werft umgerüstet und gebaut wurden.

Nachhaltiger Tourismus

„Ich genieße es, an Bord zu sein und mit den Touristen ins Gespräch zu kommen. Ich liebe meinen Job,“ sagte Nicole Keseberg, die an Bord auch von drei Frauen aus Kirgistan unterstützt wird. Der Fachkräftemangel im Gastronomiebereich findet sich auch in der Schifffahrt. Nicole Keseberg sprach zudem den Wunsch nach einer besseren Vernetzung der touristischen Regionen und Anlaufpunkte im Sauerland aus, um den nachhaltigen Tourismus weiter zu stärken. „Die Innovation und das Engagement, das hier gezeigt wird, sind beeindruckend und wegweisend für die gesamte Region,“ lobte Gregor Kaiser, dessen Wahlkreis der Kreis Olpe ist.

„Es ist inspirierend zu sehen, wie technische Innovation, Klima- und Umweltschutz und nachhaltiger Tourismus Hand in Hand gehen können,“ ergänzte Antje Grothus. Mit einer neuen Nachhaltigkeitszertifizierung setzt die Lux-Werft weiterhin Maßstäbe und zeigt, wie nachhaltige Entwicklung in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden kann.

Abstecher zum Pumpspeicherkraftwerk

Bevor es auf den Biggesee ging, besuchten die Landtagsabgeordneten das Pumpspeicherkraftwerk in Rönkhausen-Glinge. Betreiber des Pumpspeicherwerks ist die ENERVIE-Südwestfalen Energie und Wasser AG. Begleitet von den Experten der ENERVIE Hagen – Herrn Wegerich (Leiter Erzeugung), Herrn ten Hompel (Stababteilungsleiter Marketing/Kommunikation) und Herrn Zöllner (Standortverantwortli- cher/Teamleiter) – erfuhren Kaiser, Grothus und Creuzmann viel über den Bau, die Funktionsweise und die Vorteile eines Pumpspeicherkraftwerkes.So ist das Kraftwerk extrem flexibel und kann innerhalb von zwei Minuten volle Leistung bringen und auf Netzbedarfe reagieren. Der bestens mit dem Kraftwerk vertraute Standortleiter erläuterte die Technik und gab zudem Einblick in das technische Gebäude am Unterbecken des Glingetals.

67.000 Liter Wasser pro Sekunde

Nicht nur der Ausblick vom Oberbecken begeisterte Antje Grothus aus dem Kreis Kerpen und Norika Creuzmann aus dem Kreis Paderborn, sondern auch die beeindruckenden Zahlen: das Kraftwerk hat ein Speichervolumen von 1,2 Mio. Kubikmeter Wasser und somit eine Speicherkapazität von 735 Megawattstunden. Öffnen sich im Krafthaus am Unterbecken die Kugelschieber, schießen pro Sekunde 67.000 Liter Wasser aus dem Oberbecken durch zwei Francis-Turbinen in das ca. 300 Meter tiefer gelegene Unterbecken und erzeugen so Strom.

Zweimal täglich Strom erzeugen

„Ich war hier schon viel unterwegs, aber diesen Energiespeicher mit der fantastischen Aussicht, kannte ich noch nicht. Es beeindruckt mich, dass das Pumpspeicherkraftwerk bereits seit 1969 betrieben wird und 2018 saniert und erweitert wurde. Das Pumpspeicherbecken unterstützt bestens die Grüne Energiewende, da Wind und Solarenergie inzwischen so viel Strom liefern, dass das Pumpspeicherwerk zweimal täglich, statt wie früher nur einmal am Tag, Strom erzeugen kann und zudem zur Netzstabilisierung beiträgt“, so Grothus, die mit dem Sauerland seit Kindesbeinen durch viele Familienurlaube verbunden ist,

Besuch bei den Anglern

Der dritte Stopp der drei Abgeordneten zum Thema Wasser führte sie mit erfahrenen Anglern des An- gelvereins ASV „Gut Fang“ Kirchhundem e. V. 1983 zusammen. Dieser Termin war insbesondere Gregor Kaiser ein Anliegen, da er in der Landtagsfraktion nicht nur für die Themen Wald, Nachhaltigkeit, Jagd und Haushaltskontrolle zuständig ist, sondern auch für das Thema Angeln. In NRW gibt es ca. 300.000 Anglerinnen und Angler, und nicht zuletzt im vergangenen Juni mit dem Themenwochenende „NRW angelt“ ist versucht worden, dieses Hobby, die vielfältigen (Naturschutz)Leistungen der Angler in den Fokus zu rücken.

Altersgrenze senken

Wolfgang Hartmann und Martin Segler vom ASV „Gut Fang“ erzählten aus der Praxis und hatten auf alle angesprochenen Themen ausgewogene und fundierte Antworten. So befürwortet Wolfgang Hartmann die Absenkung der Altersgrenze für den Jugendfischereischein von derzeit 10 auf 8 Jahre, um den Nachwuchs im Angelsport zu fördern. „Viele Vereine kämpfen mit einer rückläufigen Mitgliederentwicklung, obwohl das Interesse am Angeln wächst. Die hohen Anforderungen und die Pflicht zu Ehrenamtsstunden schrecken viele ab“, erläuterte Wolfgang Hartmann. Zudem sei die Selbstfortbildung über soziale Medien, wie YouTube, eine zunehmende Herausforderung für die Vereinsarbeit. „Viele Angler nutzen Online-Kurse, um ihre Scheine zu erwerben, ohne jemals einen Verein, ggf. auch keinen Fisch, von innen gesehen zu haben. Dies führt dazu, dass sie nicht mehr auf den Erfahrungsschatz älterer Angler zurückgreifen.“

Verbindliche Präsenzkurse

Der Angelverein Kirchhundem setzt sich daher für verbindliche Präsenzkurse ein. Diese sollen sicherstellen, dass wichtige Aspekte wie der tierschutzgerechte Umgang mit Fischen vermittelt werden. „Seit vielen Jahren wurden die Inhalte der Kurse aber nicht angepasst. Es ist höchste Zeit, neue Technologien und Erkenntnisse in die Ausbildung zu integrieren“, forderte Hartmann, der in seinem Verein auch für die Ausbildung verantwortlich ist.

Klar ausgewiesene Flächen

Ein weiterer Diskussionspunkt war der Ausbau von „Angeln und Tourismus“. Die Vertreter des Vereins stehen dem positiv gegenüber, betonten jedoch die Notwendigkeit, klar ausgewiesene Flächen für unterschiedliche Wassernutzende, wie Schifffahrt, Schwimmer, Angler, Surfer, Segler und Paddler, zu schaffen. „Floating PV-Anlagen stellen für uns kein Hindernis dar“, versicherte Wolfgang Hartmann.

„Catch & Release“ umstritten

Im Hinblick auf das umstrittene „Catch & Release“ wurde kritisch angemerkt, dass das Nicht-Zurücksetzen großer Fische negative Auswirkungen auf die Gewässerökologie und die Fortpflanzung haben kann. „Wir schlagen alternative Maße vor, innerhalb derer die Angler selbst entscheiden können, ob sie einen Fisch zurücksetzen oder nicht“, so Martin Segler, der zudem bemängelte, dass sogenannte Slip-Anlagen, also Stellen, an denen Angler ihre Boote zu Wasser bringen können, häufig durch Unbefugte blockiert werden und wünschte sich entsprechende Regel-Hinweisschilder für alle Gewässer-Nutzenden.

Alarmierende Zunahme der Cormoran-Population

Besonders alarmierend sei die Zunahme der Cormoran-Population, welche eine Bedrohung für den Äschenbestand in den Flüssen darstellt. „Bachforellen können sich besser schützen, aber Äschen sind massiv gefährdet“, warnten die beiden Angelexperten. Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war die Wasserrahmenrichtlinie und die Problematik kleiner Wasserkraftwerke. „Die Durchgängigkeit der Gewässer ist oft nicht gegeben. An der Lenne fehlen Fischtreppen völlig“, hoben die Angler hervor.

Anregungen fließen in politische Arbeit ein

Norika Creuzmann resümierte: „Dieses Treffen hat eindrücklich gezeigt, wie wichtig eine ganzheitliche Betrachtung der Gewässernutzung ist. Gemeinsam müssen wir Lösungen finden, die sowohl ökologische als auch ökonomische Aspekte berücksichtigen.“ Die Grünen Landtagsabgeordneten werden die gesammelten Informationen und Anregungen in ihre politische Arbeit einfließen lassen und sich weiterhin für eine nachhaltige und verantwortungsbe- wusste Gewässerbewirtschaftung und -nutzung einsetzen.

Norika Creuzmann ist bereits am 22. August wieder zu Gast im Sauerland. Im Attendorner Bürgerhaus am Bahnhof hält sie um 16:00 Uhr einen Vortrag zum Thema „Aktuelle Herausforderungen in der Kinder-, Jugend- und Frauenhilfe“.

wave.inc

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