Auszubildende des Märkischen Kreises machen den Marktcheck
(pmk). Wer Obst und Gemüse im Supermarkt komplett unverpackt einkaufen will, hat es schwer. Ob Folien, Schalen oder Netze – mehr als 60 Prozent der Ware wird vorverpackt angeboten. Zu diesem Ergebnis kam ein nicht repräsentativer Marktcheck, den sechs Auszubildende der Kreisverwaltung des Märkischen Kreises im Rahmen der „Wir packen´s an“-Woche durchgeführt haben.
190 kg pro Kopf
In der jährlichen Sommer-Projektwoche lernen Azubis neue Aufgaben und Situationen außerhalb des Ausbildungsalltages kennen. In diesem Jahr stand auch das Thema „Vermeidung von Verpackungsmüll“ als Projektvorschlag zur Auswahl. Diese Projektidee hat einen ganz aktuellen Hintergrund: Zwar ist die Mülltrennung für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit und Recycling kein Fremdwort mehr, trotzdem wächst der riesige Berg an Verpackungsabfall immer weiter. Schätzungen gehen davon aus, dass jeder Kunde und jede Kundin unmittelbar nach dem Einkauf rund ein halbes Kilogramm an Verpackungen entsorgt.
In Europa entstehen so jährlich durchschnittlich 190 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf. In Deutschland liegt der Wert mit 237 kg sogar noch deutlich höher. Experten rechnen damit, dass die Abfallmenge bis 2030 um weitere 19 Prozent steigen wird, wenn keine Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Mehrwegnetze nutzen
„Dabei ist es für die Verbraucherinnen und die Verbraucher eigentlich gar nicht so schwer, Verpackungsmüll zu reduzieren. Die umweltfreundlichste Schiene fährt man, wenn im Supermarkt nach Möglichkeit unverpackte Produkte im Einkaufswagen landen. Beispielsweise lässt sich bei Obst und Gemüse, das regelmäßig und in kurzen Zeitabständen eingekauft wird, viel Verpackungsmüll vermeiden. Bestimmte Sorten sind sehr robust und können problemlos unverpackt oder in Mehrwegnetzen transportiert werden“, so Dr. Johannes Osing. Er leitet beim Märkischen Kreis den Fachdienst Umwelt. Viele Handelsbetriebe sind sich dessen bewusst und haben bereits angekündigt, in den kommenden Jahren weniger Verpackungen einzusetzen. Aber wo hat die Kundschaft im Märkischen Kreis – von Unverpacktläden abgesehen – tatsächlich die Möglichkeit so einzukaufen, dass Zuhause weniger Verpackungsabfall anfällt?
Neun Testmärkte besucht
Alina Banica, Iulia Banica, Sophie Ammelung, Jetlire Jakupaj, Franziska Frey und Michelle Bartocha, alle im zweiten Jahr der Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten, machten sich auf den Weg, um diese Frage zu beantworten. Der „Verpackungscheck“ führte die Auszubildenden über Lüdenscheid, Meinerzhagen, Kierspe, Halver, Schalksmühle nach Altena und dann wieder zurück nach Lüdenscheid. Auf dieser Runde besuchten sie neun verschiedene Testmärkte, hierzu zählten Discounter, Vollsortimenter und Biomärkte.
„Bei unserem Verpackungscheck haben wir das Obst- und Gemüsesortiment unter die Lupe genommen. Wir haben bei den Gurken, Karotten, Paprika, Tomaten, Kartoffeln, Pilzen, Bananen, Äpfeln, Zitronen die Anzahl der verpackten und der unverpackten Ware ermittelt. So konnten wir dann berechnen, wie hoch die Quote für die verpackte Ware je Sorte und für das Gesamtsortiment ist“, so die angehende Verwaltungsfachangestellte Jetlire Jakupaj. Bei den Gemüsesorten war es am häufigsten möglich, Gurken ohne jegliches Verpackungsmaterial kaufen zu können. Beim Obst bestand bei Bananen am ehesten die Chance, sie unverpackt vorzufinden. Praktisch nur verpackt angeboten wurden Pilze und Zitronen.
Bio-Markt schnitt am besten ab
Und welchen Unterschied macht es, ob es sich um einen Bio-Markt, Discounter oder Vollsortimenter handelt? „Wie erwartet schnitt der Bio-Markt am besten ab. Allerdings waren auch hier fast 40 Prozent des Obsts und Gemüses verpackt. Die Discounter und Vollsortimenter bieten den größten Teil ihres Sortimentes vorverpackt an. Der Spitzenwert der Verpackungsquote liegt bei etwas über 85 Prozent. Eine erfreuliche Ausnahme macht ein Vollsortimenter in Altena, da liegt die Quote nur bei 54 Prozent, das ist schon fast auf Biomarkt-Niveau“, fasst Alina Banica stellvertretend für die teilnehmenden Azubis das Ergebnis zusammen.
Es gibt noch Potenzial
Der Marktcheck zeigt, dass es noch ein großes Potenzial gibt, Obst und Gemüse unverpackt zu verkaufen. „Wenn einzelne Vollsortimenter ihre verpackte Ware reduzieren, können das andere Handelsunternehmen ebenfalls. Aber auch aus einem anderen Grund ist es sinnvoll, Waren unverpackt anzubieten. Der Verkauf von losen Produkten hilft, Lebensmittelabfall zu vermeiden. Denn: Wer zu viel kauft, wirft am Ende auch viele Lebensmittel weg. Diese Lebensmittelverschwendung ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern kostet beim Einkauf unnötig viel Geld. Beispielsweise muss oftmals ein ganzes Netz von Zitronen gekauft werden, um eine davon beim Kochen oder Backen einsetzen zu können – der Rest bleibt eventuell ungenutzt liegen, gerät in Vergessenheit und wird schlecht“, so Dr. Johannes Osing.
Einige Tipps für den Einkauf unverpackter Obst- und Gemüsesorten hat er auch noch parat: „Für den Alltag gibt es einen einfachen Tipp: am besten man nutzt wiederverwendbare, langlebige Verpackungsformen wie den bewährten Stoffbeutel. Praktisch und aus ökologischer Sicht noch besser sind leichte Taschen aus Polyester, die sich klein verpacken und im Rucksack oder im Shopper immer mitnehmen lassen. Bei losen Waren sollte man auf dünne Tüten (sogenannte Hemdchentüten) verzichten. Das gilt übrigens auch für Papiertüten, die wegen ihrer aufwendigen Herstellung ökologisch nicht unproblematisch sind.“