Immer mehr wollen den deutschen Pass

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Die Anzahl der Einbürgerungen nimmt überall zu. Die Behörden rechnen mit weiteren Steigerungen. Grafik: Hendrik Klein

Anzahl der Einbürgerungen steigt nach Gesetzesänderung überall

Von Hendrik Klein

Die Ausländer- und Einbürgerungsbehörden notieren eine starke Zunahme bei den Einbürgerungsanträgen. Grund ist offensichtlich die Änderung des „Gesetzes zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts“. Das trat am 27. Juni dieses Jahres in Kraft. Danach können Antragsteller bereits nach fünf statt bisher nach acht Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen. Außerdem ist jetzt die „doppelte Staatsbürgerschaft“ zugelassen.

Kreis zuständig für 13 Städte und Gemeinden

Diese Gesetzesänderung führte zu einem weiteren Anstieg bei den Einbürgerungsbegehren. Da mit setzt sich der Trend aus den vergangenen Jahren vielerorts fort. „Die Zahl der Einbürgerungsanträge ist beim Märkischen Kreis – Stand August 2024 – im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent gestiegen. Viele Anträge liegen allerdings noch bei den Kommunen in der Vorprüfung. Wir rechnen in diesem Jahr mit bis zu 650 Einbürgerungen“, sagt Kreis-Pressesprecherin Ursula Erkens. Wichtig: Der Kreis ist nur für 13 der kreisangehörigen Städte und Gemeinden zuständig. Iserlohn und Lüdenscheid haben eigene Einbürgerungsbehörden.

Längere Bearbeitungszeiten

Die Antragsflut schlägt sich natürlich auch auf die Bearbeitungszeit nieder. Die beträgt beim Märkischen Kreis durchschnittlich ein Jahr. Erkens: „Abhängig von der Mitwirkung der Bewerberinnen und Bewerber kann das auch kürzer oder länger dauern. Wir rechnen aber mit einer Zunahme der Bearbeitungszeit.“ Auch bei der Stadt Lüdenscheid sei eine Zunahme der Anfragen und Anträge nach Bekanntwerden der Gesetzesänderung feststellbar. „Das war aber schon vor deren Inkrafttreten feststellbar“, erklärt Marit Schulte-Zakotnik, Sprecherin der Stadt Lüdenscheid. Auch in der Bergstadt rechnet man mit einer längeren Bearbeitungszeit.

Iserlohn erwartet bis zu 650 Anträge

Die Ausländerbehörde der Stadt Iserlohn erwartet in diesem Jahr 600 bis 650 Einbürgerungsanträge. „Die Bearbeitungszent bei uns betrug bisher mindestens sechs bis acht Monate, teilweise auch länger“, so Iserlohns Pressesprecherin Christiane Schönfelder. Auch in der Waldstadt rechnet man mit einer künftig längeren Bearbeitungszeit. Schönfelder: „Wie lange, das kann jetzt noch nicht gesagt werden und ist auch von jedem Einzelfall abhängig.“ Um der Antragsflut Herr werden zu können, planen die Behörden die Aufstockung der Mitarbeitenden-Zahl. „Für unsere zuständige Abteilung Einbürgerungen, Sozialversicherung und Wahlen sollen möglichst neue Stellen eingerichtet werden“, so Christiane Schönfelder.

Eine zusätzliche Stelle in Lüdenscheid

Auch die Stadt Lüdenscheid hatte bereits reagiert. In der Verwaltungsvorlage für den Integrationsrat heißt es: „Auch hierauf ist verwaltungsseitig weiter reagiert und mit dem Stellenplan-Entwurf 2024 die Schaffung einer weiteren Stelle Sachbearbeitung für die Einbürgerungsbehörde vorgeschlagen worden.“ Dennoch könne es in Lüdenscheid in Einzelfälle durchaus zu Verfahrenszeiten von mehr als einem Jahr kommen, so die Verwaltung.

51.187 in NRW eingebürgert

Im Jahr 2023 wurden in Nordrhein-Westfalen 51 187 Ausländerinnen und Ausländer eingebürgert und erhielten damit die deutsche Staatsangehörigkeit. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, waren das 25,4 Prozent mehr Einbürgerungen als ein Jahr zuvor (2022: 40.824). Damit erreichte die Zahl der Einbürgerungen im Jahr 2023 den höchsten Stand seit 2001 (damals 60.566).

Syrer verantwortlich für Steigerung

Der Anstieg der NRW-Einbürgerungszahlen im Jahr 2023 ist maßgeblich auf die Einbürgerungen von syrischen Staatsangehörigen zurückzuführen, da immer mehr der zwischen 2014 und 2016 eingereisten syrischen Schutzsuchenden die formellen Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen. Im Jahr 2023 wurden in NRW mit 22.720 nochmal mehr Syrer eingebürgert als im Vorjahr (2022: 14.081). Der Anteil der Eingebürgerten mit bisheriger syrischer Staatsangehörigkeit an allen Eingebürgerten lag 2023 bei 44,4 Prozent und damit nochmals höher als im Jahr 2022 (34,5 Prozent). Damit standen syrische Staatsangehörige das dritte Jahr in Folge an der Spitze der am häufigsten eingebürgerten Nationalitäten in NRW.

Kreis Unna führend in Südwestfalen

Beim Blick auf die Einbürgerungszahlen in den Nachbarkreisen ergibt sich kein einheitliches Bild. Besonders auffällig sind die Zahlen im Kreis Unna. Dort hat sich die Anzahl der Einbürgerungen in den vergangenen zwei Jahren um knapp 139 Prozent von 427 auf 1.095 erhöht.“

wave.inc

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