Immer mehr Kindeswohlgefährdungen

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Die Mitglieder im Jugendhifeausschuss des Kreises hörten den Kinderschutzbericht. Foto: Hendrik Klein

501 Anzeigen lösen beim Kreisjugendamt Prüfverfahren aus

Von Hendrik Klein

Im Zuständigkeitsbereich des Jugendamtes des Märkischen Kreises hat die Anzahl der Kindeswohlgefährdungen deutlich zugenommen. Das berichtete die Kinderschutzfachkraft Kim Heinzer in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Märkischen Kreises. Das Kreisjugendamt ist für die acht kleineren kreisangehörigen Städte und Gemeinden ohne eigenes Jugendamt zuständig. Insgesamt gingen bei der Behörde im vergangenen Jahr 501 Meldungen über Kindeswohlgefährdungen ein und lösten damit ein Prüfverfahren aus. Das waren immerhin 116 mehr als noch ein Jahr zuvor. Gemeldet worden waren sie vorwiegend von der Polizei, aus dem sozialen Umfeld der Jungen und Mädchen sowie vermehr auch aus den Kindertagesstätten. Es habe aber auch viele anonyme Anzeigen einer vorliegenden Kindeswohlgefährdung gegeben, so Kim Heinzer vor den Kreispolitikerinnen und Kreispolitikern.

Vernachlässigung der Hauptgrund

In zwei Drittel der Fälle habe nach Abschluss des Prüfverfahrens eine Kindeswohlgefährdung ausgeschlossen worden, so die Kinderschutzfachkraft. 184mal lag tatsächlich eine Gefährdung vor, 106mal war ein Hilfebedarf für die Familien festgestellt und durchgeführt worden. Als Gründe wurden von den Mitarbeitenden des Jugendamtes vorwiegend eine Vernachlässigung (109 Fälle), eine körperliche Misshandlung (37) und psychische Misshandlung (69) der Kinder festgestellt. Sexuelle Gewalt lag in vier Fällen vor. Eine der Folgen: 80 Jungen und Mädchen nahm das Kreisjugendamt in seine Obhut – drei Mehr als ein Jahr zuvor und 37 Mehr als im Jahr 2022. In diesem Jahr mussten bisher 28 Kinder aus ihren Familien genommen werden.

Öffentlichkeit sensibilisiert

Die Zunahme der Zahlen führt Kim Heinzer unter anderem auf ein erhöhtes Meldeverhalten zurück. „Die Menschen sind sensibler geworden und schauen in ihrem Umfeld schon mal etwas genauer hin“, so Kim Heinzer. Meldungen kommen auch von Verwandten, Bekannten, Polizei, Gerichten, Staatsanwaltschaften, Hebammen, Ärzten, Kliniken und Schulen. Kim Heinzer: „14 Minderjährige haben sich selbst an uns gewendet.“

Herbel: „Jugendamt leistet gute Arbeit“

Ausschuss-Vorsitzender Stefan Herbel bedankte sich im Namen aller Ausschussmitglieder für die gute Arbeit des Jugendamtes und rief dazu auf, wo immer der Verdacht auf eine Kindesgefährdung bemerkt werde, die Fachleute des Jugendamtes einzuschalten. „Das sind nicht nur die Leute, die immer die Kinder aus den Familien holen. Den schlechten Ruf haben sie nicht verdient. Da wird zum Wohle der Jungen und Mädchen eine gute Arbeit geleistet.“

wave.inc

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