„Häufig fehlen Ideen und Ernsthaftigkeit“

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Eine hohe Regulierungsdichte, beträchtliche Kosten und wirtschaftliche Unsicherheiten halten viele potenzielle Gründerinnen und Gründer davon ab, sich selbstständig zu machen. (Foto: IHK/ Wasan /stock.adobe.com)

IHK beobachtet schwindendes Gründungsinteresse

(EB). „Die Lage im regionalen Gründungsgeschehen ist durchwachsen: Zwar wird unser Beratungsangebot stark nachgefragt. Allerdings kommt es am Ende immer seltener zu tatsächlichen Gründungen“, erläutert Gina Schröder. Häufig fehlten marktorientierte Ideen und ernsthafte Vorüberlegungen, bilanziert die Gründungsberaterin der IHK Siegen. „Wir stellen in den Gesprächen fest, dass viele Menschen sehr einfache Vorstellungen davon haben, welche Anforderungen an Gründungswillige gestellt werden und wie das geplante Vorhaben finanziert werden kann.“

Zahlreiche strukturelle Hürden

Die Beratungsgespräche der IHK zeigen aber auch deutlich: Neben der schwachen konjunkturellen Lage gibt es zahlreiche strukturelle Hürden für Gründungen. „Insbesondere die hohe Regulierungsdichte und beträchtliche Kosten halten zusätzlich zu den gegenwärtigen wirtschaftlichen Unsicherheiten viele potenzielle Gründerinnen und Gründer davon ab, sich selbstständig zu machen“, hebt IHK-Geschäftsführerin Sabine Bechheim hervor.

Bundesweiter Trend

Damit stünden die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe längst nicht alleine. Vielmehr handele es sich um einen bundesweiten Trend, wie eine aktuelle Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) mit den IHKs zeige. Demnach erreicht das Gründungsinteresse ein Rekordtief und Deutschland als Gründungsstandort wird ausgesprochen schlecht bewertet. Einen nur noch ausreichenden Zustand attestierten fast 1.000 Gründende, Start-ups und junge Unternehmer der Bundesrepublik als Gründungsstandort. Die Befragung zeigt damit einen klaren Negativtrend: Bereits 2020/2021 wurde der Standort nicht viel besser eingeschätzt. Seither verschlechterte sich der Trend weiter.

Anteil der Frauen steigt

Aber es gibt auch Lichtblicke: Erfreulich sei, dass der Anteil der Frauen, die sich mit dem Thema Gründung auseinandersetzten, steige, verdeutlicht Gina Schröder. „Wir beobachten eine neue Offenheit hierfür unter den Frauen, die nun viel häufiger in Informationsveranstaltungen zur Gründung anzutreffen sind als noch vor Jahren.“ Die IHK spreche seit einigen Jahren Unternehmerinnen mit einem eigenen Veranstaltungsprogramm an. Hierdurch würden viele Frauen auch auf die Möglichkeiten im Rahmen einer Unternehmensgründung aufmerksam. „Gleichwohl würde ich mir auch in den konkreten Beratungsgesprächen mehr Frauen wünschen. Hierzu müssen wir noch stärker ermutigen.“

„Schonzeit“ für Gründer

Starke Regulierung und langwierige Prozesse erschweren die Entscheidung zur Gründung vielfach – gerade in der Startphase von Gründungen. Sabine Bechheim: „Vielen Gründern fällt es schwer, die Rahmenbedingungen für ihr Vorhaben vollständig zu überblicken. Ihnen fehlt Transparenz zu allen möglichen Themen. Die hohe Regelungsdichte sorgt dafür, das bestehende Informationsangebote häufig sehr komplex und umfassend sind.“ Komplizierte Vorgaben beispielsweise zum Umsatzsteuerrecht, zur Sozialversicherung oder der Produkthaftung überforderten viele Menschen und hielten sie von ihren Gründungsvorhaben ab. So zeigt auch die DIHK-Umfrage, dass zwei Drittel der Befragten ein einfacheres Steuerrecht fordern. „Im Grunde braucht es eine zweijährige ‚Schutzphase‘, in der bürokratische Lasten von Gründerinnen und Gründern ferngehalten werden, damit sie sich auf ihre Geschäftsidee konzentrieren und so Fuß fassen können.“

Die Vorschläge für weniger Bürokratie reichen von der Entschlackung des Formulars „Einnahme-Überschussrechnung“, die Vereinfachung der Umsatzsteuervoranmeldung und der Kassendokumentation bis hin zu einfacheren Formalitäten für ausländische Staatsangehörige bei der Unternehmensgründung und der Schaffung von mehr Rechtssicherheit im Hinblick auf Scheinselbstständigkeit.

wave.inc

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