Kreistag entscheidet über die Zukunft des On-Demand-Angebots in Meinerzhagen

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Eine Abstimmung über das On-Demand-Angebot in Meinerzhagen fand im vorberatenden Struwi-Ausschuss nicht statt. Die Entscheidung soll aber im Kreistag am 10. Oktober folgen. Foto: Ulla Erkens / Märkischer Kreis

(pmk). „BEA“: Die Abkürzung steht für „Bestellen, Einsteigen, Ankommen“. Gemeint ist das On-Demand-Mobilitätsangebot in Meinerzhagen und Valbert, das bei den Bürgerinnen und Bürgern sehr beliebt ist. Die waren im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Struktur und Verkehr des Märkischen KReises zahlreich vertreten, um zu erfahren, ob und wie es mit dem Projekt weitergeht.

Start war im März 2023

Im März 2023 ist ein spannendes On-Demand-Angebot in Meinerzhagen und Valbert gestartet. Das Projekt „BEA“ steht für „Bestellen, Einsteigen, Ankommen“ und hat sich etabliert. Dank einer App lassen sich Fahrten flexibel planen und buchen. Alles in allem ein bedarfsgerechtes Pilotprojekt, da sich der Fahrplan an die Bedürfnisse der Fahrgäste anpasst.

1,3 Millionen Euro vom Land, 436.745 Euro vom Kreis

Mit Fördermitteln des Landes in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro und einem Eigenanteil des Kreises von 436.745 Euro war das Projekt angelaufen und wird seitdem gut angenommen. An der Bilanz gab es im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Struktur und Verkehr (kurz: Struwi) im Kreishaus Lüdenscheid keinen Zweifel. Aber: Zum 31. Dezember dieses Jahres endet das Förderprogramm des Landes. Die weitere Finanzierung muss somit ohne Fördermittel gestemmt werden.

Kreistag für ÖPNV-Taxi Prüfung

Für einen möglichen Weiterbetrieb in 2025 hatte die WB Westfalen-Bus GmbH der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) ein Angebot unter Reduzierung der Einsatz- und Bedienzeiten unterbreitet. Danach hätte sich für den Kreis ein jährlicher Zuschussbedarf von etwa 500.000 Euro ergeben. Viel Geld. Deshalb entschied der Kreistag im Juni dieses Jahres mehrheitlich, dass das „BEA“-Projekt in Meinerzhagen-Valbert in der jetzigen Form nicht verlängert wird. Die Verwaltung sollte stattdessen die Einführung eines ÖPNV-Taxi-Angebots prüfen und Gespräche mit der Stadt Meinerzhagen über die Kostenverteilung führen.

Etwa 2.800 Fahrgäste pro Monat

Die Kreisverwaltung machte ihre Hausaufgaben. Sie beauftragte ein Unternehmen (rms GmbH) damit, verschiedene Szenarien zu prüfen. Detailliert wurde im Ausschuss das „Konzept zur Fortführung des On-Demand-Verkehrs BEA unter Betrachtung alternativer Betriebsmodelle“ vorgestellt. Die Bilanz ist eindeutig, und zwar eindeutig positiv: Nach eineinhalb Jahren BEA-Betrieb gebe es eine „hohe Akzeptanz und Zufriedenheit“ bei den Fahrgästen. Die Nachfrage sei konstant hoch, insbesondere bei Schülern und Berufspendlern. Die beiden im Einsatz befindlichen BEA-Shuttles beförderten demnach durchschnittlich etwa 2.800 Fahrgäste pro Monat – das entspricht gut 2,6 Fahrgästen pro Shuttle und Betriebsstunde. „Dieser Wert ist, verglichen mit anderen On-Demand-Verkehren in Deutschland, ausgesprochen hoch, insbesondere für einen Verkehr im ländlichen Raum“, bilanzierten Jana Dargel und Dr. Sven Kohoutek von rms.

Drei Szenarien für die Fortsetzung

Positive Resonanz auf der einen Seite, ein klarer Bedarf zur Reduzierung der Gesamtkosten auf der anderen Seite: Denn der BEA-Verkehr weise hohe Betriebskosten auf, unter anderem durch umfangreiche Betriebszeiten und tarifgebundene Löhne. Weil ÖPNV-Taxis oder der Einsatz eines Bürgerbusses mit erheblichen „Herausforderungen“ verbunden sind, hat rms drei BEA-Szenarien entwickelt, die unterschiedliche Betriebszeiten und Kostenstrukturen berücksichtigen:

  • Ein Szenario mit signifikant niedrigeren Betriebszeiten, um die Kosten um etwa 49 Prozent zu senken. Geschätzter Zuschussbedarf: ca. 356.000 Euro. Ein Szenario mit gezielt ausgeweiteten Betriebszeiten, um den Bedürfnissen von Schülern und Berufspendlern gerecht zu werden, ohne jedoch die Kosten unverhältnismäßig in die Höhe zu treiben. Bei diesem Modell wäre ein jährlicher Zuschussbedarf von ca. 365.000 Euro gegeben. Ein Szenario ergänzt um den Freizeitverkehr mit einem Zuschussbedarf von voraussichtlich etwa 510.000 Euro.

Ausschreibung im Oktober, Vergabe im November

In den Beratungen des Struwi-Ausschusses zeichnete sich eine Tendenz für Variante 2 (Szenario „M“) ab, mit ausgeweiteten Betriebszeiten und besonders auf Schüler und Berufspendler ausgerichtet. Bei einigen Details sahen die Ausschussmitglieder vor der finalen Entscheidung im Kreistag aber noch Klärungs- und Abstimmungsbedarf.

Eine Abstimmung über das On-Demand-Angebot in Meinerzhagen fand im vorberatenden Struwi-Ausschuss deshalb nicht statt. Die Entscheidung soll aber im Kreistag am 10. Oktober folgen. Anschließend könnte rechtzeitig eine Ausschreibung auf den Weg gebracht werden.  Schon im November könnte dann der Auftrag über die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) vergeben werden, um ein modifiziertes BEA-Projekt ab Januar 2025 anzubieten.

Für den Kreis könnte der Zuschussbedarf von geschätzten 365.000 Euro noch schmelzen. Der Rat der Stadt Meinerzhagen hatte bereits im Juni beschlossen, die Fortführung des Mobility-on-demand-Angebots mit einem Betrag von bis zu 100.000 Euro für das Jahr 2025 zu unterstützen.

wave.inc

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