Forderung nach einer Wirtschaftswende

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Sie stellten die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage vor: (von links) MVA-Vorsitzender Horst-Werner Maier-Hunke, Geschäftsführer Özgür Gökce und Dr. Andreas Weber, Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Bildung. Foto: Hendrik Klein

Märkischer Arbeitgeberverband stellt Ergebnisse seiner Konjunkturumfrage vor

Von Hendrik Klein

Mit Spannung blicken die Mitgliedsbetriebe des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV) auf den Ausgang der Bundestagswahl am 23. Februar. „Die konjunkturelle Lage war noch nie so schwierig. Die Politik muss den Unternehmen Perspektiven aufzeigen“, forderte MAV-Vorsitzender Horst-Werner Maier-Hunke bei der Vorstellung der Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage unter den Mitgliedsunternehmen. „Die Überlebenschancen sind gut. Dass es mancherorts nicht gut läuft, liegt oft nicht an den Produkten, sondern am Management“, so Maier-Hunke. Und vor dem Hintergrund von tausendfachem Personalabbau kritisiert der MAV-Vorsitzende: „Man liest nichts von Entlassungen oder Kürzungen bei den Vorständen. Bei VW hätten die erst über sich selber reden sollen, dann über die Beschäftigten“, kritisierte Horst-Werner Maier Hunke.

Teilnehmer der Konjunkturumfrage

Die Umfrage des MAV wurde ab Ende November 2024 durchgeführt. Erneut haben fast 100 Betriebe mit etwa 17.000 Beschäftigten teilgenommen. 660 Ausbildungsplätze hängen von diesen Unternehmen ab. Die größten Gruppen unter den Teilnehmern sind in der Herstellung von Metallerzeugnissen, in der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie im Maschinenbau tätig. Die Exportquote liegt im Schnitt bei 31 Prozent. Das Verbandsgebiet des MAV umfasst den nördlichen Märkischen Kreis, Hagen und den Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Unternehmen benennen darin auch Ansatzpunkte für eine Wirtschaftswende.

Unternehmen sehen Zukunft etwas optimistischer

Die gute Nachricht der regionalen Konjunkturumfrage: Die Unternehmen sehen die Zukunft etwas optimistischer als die Gegenwart. Mehr als die Hälfte der Befragten hat für die kommenden sechs Monate gleichbleibende oder verbesserte Geschäftserwartungen. „55 Prozent rechnen im Inland mit einer gleichbleibenden oder besseren Auftragslage als zuletzt. Im Hinblick auf das Ausland sind es 70 Prozent“, so MAV-Geschäftsführer Özgür Gökce. 58 Prozent bezeichnen die aktuelle Geschäftslage hingegen als nicht gut. 56 Prozent beurteilen die Auftragslage im Inland ebenso, im Hinblick auf das Ausland sind es sogar 60 Prozent. Darüber hinaus verzeichnen 64 Prozent der Unternehmen keine zufriedenstellende Ertragslage. „Jammern ist des Kaufmanns höchstes Gut“, kommentierte Horst-Werner Maier-Hunke. „Wir haben im sechsten Quartal hintereinander eine negative Produktions-Entwicklung“, so Özgür Gökce. Die Investitionsbereitschaft sei ein möglicher Indikator für zukünftige Innovationskraft. Auch sie leide unter der Geschäftslage. 48 Prozent der Umfrageteilnehmer planten 2025 mit sinkenden Investitionenim Inland und 47 Prozent mit Rückgängen im Ausland. 

Engagement für Ausbildung

Erfreulich sei, so die Vertreter des Märkischen Arbeitgeberverbandes, dass die Unternehmen trotz der Wirtschaftslage weitgehend an ihrem Engagement für Ausbildung festhielten. 72 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe wollen ihre Ausbildungsplätze nicht reduzieren, weitere 12 Prozent wollen diese sogar noch ausbauen. Auf die Beschäftigung hingegen schlage die Wirtschaftslage durchaus durch. 28 Prozent der Umfrageteilnehmer, und damit mehr als im Vorjahr, könnten zukünftige Entlassungen nicht ausschließen. 24 Prozent seien bereits zu Entlassungen gezwungen. 39 Prozent erwarteten in den kommenden sechs Monaten Kurzarbeit. 32 Prozent hatten sie bereits. 

„Die Politik muss sich um den Mittelstand kümmern“

Die Konjunkturumfrage des MAV gibt den Teilnehmern immer auch die Möglichkeit, Einzelmeinungen abzugeben. Diese machen deutlich, an welchen Stellschrauben die Politik zukünftig drehen sollte: 

• „Die Energiekosten sind nicht mehr zu kompensieren und ein klarer Standortnachteil.“ 
• „Bitte um den Bürokratieabbau kümmern!“
• „Steigende Kosten, insbesondere Lohnkosten im eigenen Unternehmen wie auch Kostensteigerungen der Zulieferer, sind teilweise nicht mehr tragbar.“ 
• „Die Bedeutung des Klimawandels ist im Unternehmen angekommen. Der daraus resultierende ‚Wahn‘, diesen durch weitere Auflagen und Methoden allein in Deutschland maßgeblich beeinflussen zu können, zieht eindeutige Wettbewerbsnachteile des Standorts nach sich.“
• „Die Politik muss sich dringend und mit Hauptaugenmerk um den Mittelstand und die arbeitende Bevölkerung kümmern!“
• „Eine Verbesserung der Lage wird sich nur bei einer durchgreifenden Verbesserung unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit einstellen.“

„Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen“

Horst-Werner Maier-Hunke zieht Schlüsse aus den Umfrageergebnissen: „Die Antworten machen deutlich, warum wir von der Politik endlich eine Wirtschaftswende fordern und was der heimische Mittelstand erwartet. Nach der Bundestagswahl muss ein wirtschaftspolitischer Ruck durch das Land gehen, von dem dann hoffentlich auch unsere Mitglieder profitieren. Begrüßenswert ist, dass alle demokratischen Parteien erkannt haben, dass das Thema ‚Wirtschaft‘ oberste Priorität hat. Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen und insgesamt wieder mehr Optimismus und Zuversicht. So, wie wir es in den letzten zehn Jahren gemacht haben, kann es nicht weitergehen.“

Bürokratie-Monster abbauen 

Bausteine wie das Mercosur-Abkommen zwischen der EU und Südamerika seien auf internationaler Ebene erste Fortschritte. Gleichzeitig müsse in Deutschland die Digitalisierung weiter vorankommen, aber auch die Rahmenbedingungen für Arbeit – etwa in der Kinderbetreuung und Pflege – müssten dringend verbessert und die Unternehmenssteuern auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau gesenkt werden. „Digitalisierung ist doch für manche Beamte noch immer ein Fremdwort“, kritisierte Maier-Hunke. Er forderte den Abbau von Bürokratie. „Das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz bindet in Großunternehmen zwei Leute. Das können sich mittelständische Betriebe nicht leisten.“ Ganz zu schweigen von der Instandsetzung der Infrastruktur, die bekanntlich in der Märkischen Region in einem kritischen Zustand ist.

wave.inc

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