EM als Testlauf

0
62

Kommunaler Ordnungsdienst in Lüdenscheid sammelt beim Public Viewing Einsatzerfahrung

(PSL). Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt und bis zu 2.500 Fans im Lüdenscheider Rosengarten mitfiebern, ist auch der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) im Einsatz. Der befindet sich zwar aktuell noch im Aufbau, allerdings gibt es bereits eine Präsenzstreife, die das Public Viewing dazu nutzt, erste Erfahrungen für die neuen Aufgaben zu sammeln. Die EM dient also gewissermaßen als Testlauf für den KOD. Und nach den ersten drei Einsätzen fällt die Bilanz positiv aus.

Katrin Diez als Leiterin

„Wir wollen draußen wahrgenommen werden, und das hat bislang sehr gut funktioniert“, sagt Katrin Diez. Die 30-Jährige soll den Kommunalen Ordnungsdienst leiten und ist federführend für den Aufbau der neuen Einheit zuständig. Mit ihren Kollegen war Diez rund um die Übertragung der deutschen Vorrundenpartien im Einsatz und immer in engem Kontakt mit der Polizei. Dienstbeginn jeweils vier Stunden vor dem Anpfiff, Dienstschluss immer erst dann, wenn die Innenstadt so gut wie leer war. Schwerpunkt für die Präsenzstreife: der Bereich rund um den Rosengarten und die City. 

Freude über Sichtbarkeit

Katrin Diez berichtet von zahlreichen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Gewerbetreibenden. Der meistgehörte Satz: „Wir freuen uns, dass Sie jetzt sichtbar sind in der Stadt.“  Das freut sie, denn der KOD will sich bürgernah zeigen, Ansprechpartner und Problemlöser vor Ort sein. Und natürlich für Ordnung sorgen. Auch das gehörte bislang dazu. Katrin Diez und ihre Kollegen hielten angehende Wildpinkler von ihrem Vorhaben ab und machten sie auf nahegelegene Toiletten aufmerksam. Kontrollierten die Einhaltung des Jugendschutzes bei Alkohol, Tabakwaren und E-Shishas. Stellten bei entsprechenden Verstößen die mitgeführten Genussmittel sicher. Lotsten stark alkoholisierte Personen, die Schwierigkeiten mit der Orientierung hatten, durch die City. Um nur einige Beispiele für künftige Tätigkeiten des KOD im Sinne der Gefahrenabwehrverordnung zu nennen. Das alles sei völlig unaufgeregt abgelaufen, so Diez. Ohne erwähnenswerten Ärger oder gar Konfrontationen. „Wir können viele unbedachte Ordnungswidrigkeiten schon allein dadurch verhindern, dass wir da sind und die Leute gezielt ansprechen“, erklärt Diez. Präsenz und Prävention in Kombination mit Kommunikation.

Gezeitl Gespräche gesucht

Auf diesen Dreiklang setzet das Ordnungsamt auch im Umgang mit Personengruppen, die als mögliche Störer oder Bedrohung in der Innenstadt wahrgenommen werden. Bislang mit Erfolg. „Wir haben ganz gezielt das Gespräch gesucht, unsere Haltung klargemacht und bei Bedarf dafür gesorgt, dass die Menschen weiterziehen“, so die KOD-Leiterin. Wichtig sei aber auch der Austausch an sich gewesen, „um deren Einstellungen und Ansichten kennen und einschätzen zu können“. Das Vorgehen gegen vermeintliche „Problemgruppen“ wird eine zentrale Aufgabe des Kommunalen Ordnungsdienstes sein.

EURO 2024 als Testlauf

Wann genau der KOD offiziell in Erscheinung tritt, ist aktuell noch nicht abzusehen. Deshalb sammeln Katrin Diez und ihre Kollegen während der Fußball-EM als Abteilung Außendienst Erfahrung für die neue Einheit. Dazu gehört auch das Tragen von Schutzwesten, aber auch die Feststellung, dass ein Funksystem für die interne Kommunikation und das schnelle gemeinsame Eingreifen wichtig werden dürfte. Auf den KOD kommen neue Aufgaben zu, die im Ernstfall auch mit Zwang durchgesetzt werden müssen. „Wir haben damit eine neue Verantwortung. Das will gelernt sein“, sagt Diez. Genau das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass der Kommunale Ordnungsdienst noch auf sich warten lässt. Das Erstellen eines detaillierten Fortbildungskonzepts erwies sich als enorm zeitaufwändig. Bewerberinnen und Bewerber müssen entsprechende Vorqualifikationen vorweisen und dann nach und nach in Lüdenscheid eingearbeitet werden. Dazu kommen Fortbildungen in Sachen Deeskalation, Selbstverteidigung und Eingriffstechniken, aber auch in Verwaltungshandeln.

Gründliche Vorbereitung braucht Zeit

Fabian Kesseler verteidigt die Dauer. „Die gründliche Vorbereitung und Fortbildung des Personals scheint Zeit zu kosten. Sie bedarf aber Zeit, damit der KOD die Aufgaben und Erfolge erreichen kann, die wir als Stadtverwaltung und als Stadtgesellschaft uns wünschen: ein Mehr an Sauberkeit und Sicherheit für Lüdenscheid“, betont der Erste Beigeordnete und Fachbereichsleiter. Diese Ziele ließen sich aber nur dann erreichen, wenn die Mitarbeitenden des Kommunalen Ordnungsdienstes umfänglich geschult und auf Einsätze und das Eingreifen im Ernstfall bestmöglich vorbereitet würden. „Dafür bedarf es einer guten Vorbereitung, Fortbildung, Training und Koordination. Das bauen wir zum Wohle aller zunächst gründlich auf“, macht Kesseler deutlich.

Zwölf Mitarbeiter geplant

Aus zwölf Mitarbeitenden für den Außendienst soll der KOD einmal bestehen. Bis dahin ist es aktuell noch ein langer Weg. Umso wichtiger, sagt Diez, sei es deshalb, auf der Straße schon Erfahrungen zu sammeln. Die 30-Jährige hospitierte zu diesem Zweck beim Ordnungs- und Servicedienst (OSD) der Stadt Düsseldorf und bei der Kreispolizeibehörde des Märkischen Kreises. Außerdem sind Mitarbeitende des Ordnungsamtes immer wieder zusammen mit der Polizei auf Streife. Um Zuständigkeiten zu klären, Abläufe einzuüben und ein gemeinsames Vorgehen festzulegen. Die Kooperation soll zukünftig vertraglich als Ordnungspartnerschaft fixiert werden.

Die nächsten Einsätze sind terminiert

Die nächsten Einsätze für das derzeit noch kleine KOD-Team während der Fußball-EM sind bereits terminiert. Rund um die Übertragungen der Halbfinalspiele am 9. und 10. Juli sowie des Endspiels am 14. Juli werden Katrin Diez und ihre Kollegen im Bereich des Rosengartens und der Innenstadt im Dienst sein. Und natürlich am kommenden Samstagabend, wenn die deutsche Mannschaft im Achtelfinale antritt. Sollte die Nationalelf die nächste Runde erreichen, käme für den Kommunalen Ordnungsdienst noch eine weitere Trainingseinheit bei der Fußball-EM hinzu.

Katrin Diez drückt der Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann auf jeden Fall die Daumen, auch wenn ihre Kollegen und sie sich vom Fußballfieber im Rosengarten nicht anstecken lassen. „Natürlich schauen wir auch schon mal kurz auf die Leinwand. Vor allem aber behalten wir die Lage im Umfeld des Public Viewings im Auge, denn solche Events sind nur möglich, wenn Ordnung und Sicherheit gewährleistet sind.“

wave.inc

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein