Arbeitslosigkeit steigt im Juli – 17.736 sind auf Jobsuche
Von Hendrik Klein
Die Arbeitslosigkeit ist im Juli im Märkischen Kreis gestiegen. Das teilt die Agentur für Arbeit in ihrer jüngsten Monatsstatistik mit. 17.736 Frauen und Männer waren auf Jobsuche, rund 900 Personen mehr als im Vormonat (+5,3 Prozent). Die Arbeitslosenquote liegt bei 7,9 Prozent. Die Arbeitslosigkeit nahm zu auf Grund der konjunkturschwachen Zeit (+5,3 Prozent zum Vormonat; +10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Etwa die Hälfte der Betroffenen sind junge Menschen nach dem Ende ihrer Ausbildung und geflüchtete Personen, die sich nach Beendigung von Integrations- und Sprachkursen arbeitslos melden. Die andere Hälfte kommt aus Erwerbstätigkeit, größtenteils aus dem verarbeitenden Gewerbe. „Das ist für uns keine Überraschung – in konjunkturschwachen Zeiten reagiert unsere industriegeprägte Region stark. Das erleben wir aktuell“, erklärt Sandra Pawlas, Chefin der Agentur für Arbeit.
Schwer, eine neue Arbeit zu finden
Derzeit melden sich mehr Menschen arbeitslos, als neue Beschäftigungen aufgenommen werden. Wer aktuell arbeitslos wird, hat es aufgrund der konjunkturellen Lage schwer, wieder eine neue Arbeit zu finden. Das ist ein Nachteil besonders für Menschen ohne Qualifikation. Wer keine abgeschlossene Ausbildung vorweisen könne, stehe deutlich schlechter da, ergänzt Sandra Pawlas. „Das zeigt auch ein Blick auf die Nachfragerseite: Unternehmen im Kreis haben in diesem Monat zwar wieder mehr Stellen gemeldet (+147 zum Vormonat), nach wie vor richten sich diese aber zum Großteil an gut qualifizierte Menschen. Gleichzeitig ist auch die Zahl der Anzeigen auf Kurzarbeit gestiegen – ein deutlicher Indikator für die aktuell schwierige wirtschaftliche Situation.“
Region vor großen Herausforderungen
Angesichts der angespannten Arbeitsmarktlage empfiehlt Arbeitsmarktexpertin Sandra Pawlas, das Thema Weiterbildung anzupacken: „Eine gute Qualifizierung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit – und erhöht in jedem Fall die Chance auf einen neuen Job. Für eine Weiterbildung ist es nie zu spät – unsere Kolleginnen und Kollegen beraten gerne dazu. Das gilt auch für Beschäftigte. Sowohl bevor Arbeitslosigkeit überhaupt eingetreten ist als auch während Kurzarbeit.“ Insgesamt steht die Region vor großen Herausforderungen, denn der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin wenig dynamisch. Es ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosigkeit auch in den kommenden Monaten weiter steigen wird“, erklärt Sandra Pawlas.
Die Entwicklung im Märkischen Kreis im Einzelnen:
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Märkischen Kreis im Juli 2024 gestiegen. Insgesamt waren 17.736 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 896 Personen oder 5,3 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 1.607 Personen bzw. 10,0 Prozent. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen beträgt im Juli 7,9 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 7,2 Prozent (+0,7 Prozentpunkte).
Langzeitarbeitslosigkeit
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Märkischen Kreis im Berichtsmonat gestiegen. 7.279 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 91,8 Prozent (6.679 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 85 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 741 Personen.
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung waren in diesem Monat 5.554 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat um 530 Personen bzw. 10,5 Prozent erhöht. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 567 Personen oder 11,4 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
Das Jobcenter Märkischer Kreis betreut aktuell in 17.547 Bedarfsgemeinschaften 23.873 erwerbsfähige Personen, die Bürgergeld beziehen. Die darin enthaltene Zahl der Arbeitslosen nahm im Juli um 366 auf 12.182 Personen zu und fällt um 1.040 Personen höher aus als vor einem Jahr. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist einerseits auf Zugänge aufgrund von Schul- und Ausbildungsbeendigungen zurückzuführen und andererseits auf die Beendigung von Integrations- und Sprachkursen für geflüchtete Menschen“, erläutert Anna Markmann, Geschäftsführerin des Jobcenters Märkischer Kreis.
Stellenangebote
Unternehmen aus der Region haben in diesem Monat 755 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet (+147 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 4.290 offene Stellen, 39 weniger als im Vormonat und 836 weniger als im Vorjahresmonat.
1.100 Ausbildungsstellen sind noch zu haben
Zurzeit sind noch 494 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle, gleichzeitig sind noch 1.177 Ausbildungsplätze im Kreis unbesetzt. Der Ausbildungsmarkt bietet auch nach dem eigentlichen Ausbildungsstart am 01. August noch zahlreiche Möglichkeiten für junge Menschen, eine berufliche Ausbildung zu beginnen. Viele Unternehmen haben noch offene Stellen und sind weiterhin auf der Suche nach engagierten Auszubildenden.
Bewerbung ist noch möglich
„Es ist noch nicht zu spät sich für eine Ausbildung zu bewerben“, betont Arbeitsagenturchefin Sandra Pawlas. „Unser Ziel ist es, jedem jungen Menschen den passenden Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen.“ Auch für Kurzentschlossene, die nach den ersten Wochen merken, dass ein weiterer Schulbesuch vielleicht doch nicht die richtige Entscheidung war, bieten sich noch gute Chancen einen Ausbildungsplatz zu finden, so die Expertin weiter. Die Berufsberatung der Arbeitsagentur steht den jungen Menschen mit Rat und Tat zur Seite und hat alle offenen Stellen parat.
Die Entwicklung im Märkischen Kreis im Einzelnen
Bis Juli sind im Märkischen Kreis 2.490 Berufsausbildungsstellen gemeldet worden. Dem gegenüber stehen 2.044 Bewerberinnen und Bewerber, die sich im Laufe des Berichtsjahres bei den Agenturen für Arbeit vor Ort gemeldet haben. Rechnerisch kommen damit auf 100 gemeldete betriebliche Berufsausbildungsstellen 83 Bewerber/innen. Zurzeit sind noch 494 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Gleichzeitig sind noch 1.177 betriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt. Somit kommen auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen rund 42 unversorgte Bewerber/innen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl von Bewerber/innen um 0,3 Prozent gestiegen, die Zahl der Ausbildungsstellen im gleichen Zeitraum um 17,9 Prozent gesunken. In folgenden Ausbildungsberufen gibt es noch die meisten freien Stellen: Verkäuferin/Verkäufer (99), Kaufmann-/Kauffrau im Einzelhandel (96), Industriekaufmann/-kauffrau (52), Fachkraft für Lagerlogistik (50) und Handelsfachwirt/in (50).