(pmk). Es ist amtlich: Im südlichen Märkischen Kreis (Ebbegebirge) gibt es ein Wolfsrudel. Die Bestätigung erreichte die Untere Naturschutzbehörde des Kreises am Donnerstag vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV).
Erster Nachweis im Ebbegebirge
Der Wolf beschäftigt Menschen und Medien im Märkischen Kreis. Zuletzt hat das Thema wieder an Fahrt aufgenommen und für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Nun hat das LANUV der Unteren Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises bestätigt, dass im südlichen Märkischen Kreis und erstmals im Ebbegebirge ein Wolfsrudel gesichtet worden ist. Private Videoaufnahmen aus der Nähe von Herscheid legen nahe, dass es sich um ein Rudel mit fünf Welpen handeln könnte.
Nutztierriss in Herscheid-Höllmecke
Ob der Wolf oder das Rudel für einen Nutztierriss in Herscheid-Höllmecke verantwortlich ist, steht dagegen nicht fest. Eine DNA-Untersuchung des Senckenberg-Instituts ist angeordnet. Die Ergebnisse sollen innerhalb der nächsten Wochen vorliegen. Erst danach gibt es Gewissheit, ob es sich um einen Wolfsriss und gegebenenfalls um welches Tier es sich handelt, sofern es in der Datenbank bereits eingetragen sein sollte. Weitere Hinweise in Form von Sichtbeobachtungen, Losungsfunden und Wildkamerabildern werden derzeit durch das LANUV überprüft.
Kreis ist seit 2023 Wolfsgebiet
Der Märkische Kreis ist seit vergangenem Jahr Wolfsgebiet, nachdem sich eine Wölfin hier dauerhaft aufgehalten hat. Bei dem Einzeltier mit der Kennung „GW2856f“ geht das LANUV davon aus, dass sie seit April 2023 ihr Territorium im Kreisgebiet genommen hat. Aufgrund der Wolfsnachweise ergibt sich bisher ein Streifgebiet von Halver über Kierspe, Meinerzhagen, Lüdenscheid und Herscheid bis nach Plettenberg. Attraktiv für den Wolf macht das Gebiet die Siedlungsstruktur, der Waldreichtum und die Verfügbarkeit natürlicher Beute, insbesondere Dam- und Rotwild.
Keine Hinweise auf aggressives Verhalten gegenüber Menschen
Trotz der verstärkten Sichtung von Wölfen hat es in den vergangenen Jahrzehnten laut LANUV in Deutschland keine Hinweise auf aggressives Verhalten gegenüber Menschen gegeben. Eine Folge der Rückkehr sei allerdings die steigende Zahl von Nutztierrissen. Zwischen 2020 und heute gab es im Märkischen Kreis vier bestätigte Nutztierrisse, die dem Wolf eindeutig zugeordnet werden konnten.
Keine Gefahr für Menschen
Für die Bevölkerung gilt daher unverändert, dass der Wolf nach bisherigen Erkenntnissen keine unmittelbare Gefahr für Menschen darstellt. Diese wächst demnach auch nicht, weil sich die Population im Kreis leicht erhöht hat. Warnhinweise seitens der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises sind daher nicht geplant. Wölfe verhalten sich von Natur aus vorsichtig dem Menschen gegenüber und meiden die direkte Begegnung. Meistens weichen die Wölfe dem Menschen aus, noch ehe er sie bemerkt hat. Ein direktes Zusammentreffen von Wolf und Mensch ist auch in von Wölfen besiedelten Gebieten selten.
Bei Begegnung ruhig bleiben
Deutlich wahrscheinlicher ist eine zufällige Beobachtung zum Beispiel vom Auto aus, wenn ein Wolf eine Straße überquert. Grundsätzlich gilt, dass man sich bei einer Begegnung ruhig verhalten und Abstand halten sollte. Wenn der Wolf sich nicht zurückzieht und die Situation nicht geheuer ist, dann laut sprechen oder in die Hände klatschen, um sich bemerkbar zu machen. Dagegen nicht loslaufen. Dies könnte ein Verfolgungsverhalten des Tieres auslösen. Sollte der Wolf sich wider Erwarten nähern, dann stehenbleiben, sich großmachen und versuchen, ihn einzuschüchtern. In einem solchen Fall eher einen Schritt auf das Tier zugehen, als zurückzuweichen.
Kommt es zu einem Zusammentreffen von Wolf und Hund, sollte man seinen Hund zu sich rufen, anleinen und sich ruhig zurückziehen – noch besser ist es ohnehin, den Hund im Wald angeleint zu lassen.
Thema Nutztierrisse
Für eventuelle Nutztierrisse gilt unverändert das Verfahren zur Förderkulisse Märkisches Sauerland ( https://www.wolf.nrw/wolf/de/management/frderkulissemrkischessauerland ).
Angaben zur Mindesthöhe von mobilen und stationären Zaunanlagen finden sich unter: www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/herdenschutz/zaun-weidetiere.htm .
Der Mindestschutz ist erforderlich, um eventuelle Entschädigungen für gerissene Schafe, Ziegen oder Gehegewild erhalten zu können.
Auch Hobbyzüchterinnen und -züchter können die Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer (Tel. 02945 989-429, herdenschutz@lwk.nrw.de ) in Anspruch nehmen. Sets zum Schutz vor Wolfsangriffen auf Schafe und andere Nutztiere können bei Bedarf vom Land NRW oder vom NABU Landesverband NRW kurzfristig und schnell ausgeliehen werden. Die Herdenschutzsets mit Elektrozaun, Weidezaungerät und Fotofalle können bei begründeten Verdachtsfällen unentgeltlich ausgeliehen werden. Sie stehen allen Nutztierhaltern (auch Hobbyhaltung) zur Verfügung.
Fotos und Videos von Sichtungen schnell übermitteln
Die Untere Naturschutzbehörde hat im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms die Beratung für die Landwirtschaft ausgeweitet. Als Ansprechpartnerin zum Thema Wolf steht Caroline Bendrien (Telefon: 02351 966 6396) zur Verfügung. Zudem bittet der Märkische Kreis darum, Fotos oder Videos von Wolf-Sichtungen zeitnah zu übermitteln. Auch die Jägerschaft wird gebeten, ihre Informationen zu teilen. Die Untere Naturschutzbehörde leitet Infos gegebenenfalls an das LANUV weiter.
Das Landesumweltamt ist auch außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende erreichbar: Telefon 0201 714 488 und per Mail: wolf_nrw@lanuv.nrw.de .
Ansprechpartnerin für Fördermaßnahmen bei der Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer: Bärbel Ruchay, Telefon: 02303 961 6158.
Informationen zum Wolfsmanagement und zu Wolfsmeldungen: https://wolf.nrw.de/