Wenn die Mutter den Namen ihrer Enkel vergisst

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Elke Koling, Chefärztin LWL-Klinik Hemer. Foto: lwl

Chefärztin Elke Koling von der LWL-Klinik Hemer klärt über Alzheimer auf

(lwl). Ist es noch normal, wenn der Vater im höheren Alter immer wieder vergisst, wo er den Schlüssel hingelegt hat? Was, wenn die Mutter regelmäßig nicht mehr weiß, wo sie ihr Auto geparkt hat? Chefärztin Elke Koling, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Geriatrie an der LWL-Klinik Hemer, Hans-Prinzhorn-Klinik, gibt anlässlich des bevorstehenden Welt-Alzheimertags am 21. September Hinweise zu dieser Krankheit – und wirbt für den Informationstag in Iserlohn.

Heilbar ist die Demenz nicht

„Alzheimer (auch: Alzheimer-Demenz) ist die häufigste Form von Demenz – auch wenn die Begriffe umgangssprachlich oft synonym verwedet werden“, erklärt Chefärztin Koling. Bei einer Alzheimer-Demenz ließen beispielsweise Gedächtnis, sprachliche Fähigkeiten und die Orientierung mehr und mehr nach. Es gebe zwar Behandlungen, die den Verlauf positiv beeinflussen können, doch heilbar sei diese Form der Demenz nicht.

Gedächtnis-, Wortfindungs- und Zeitgitterstörungen

Eine Alzheimer-Demenz könne durch mehrere Symptome in Erscheinung treten. „Dazu gehören etwa Gedächtnisstörungen – besonders des Kurzzeitgedächtnisses“, erklärt Koling. Auch sogenannte Zeitgitterstörungen gehören dazu: „Also wann war ich wo, wie alt bin ich eigentlich, wie alt sind meine Enkelkinder.“ Dinge verlieren und nicht wiederfinden – etwa die Schlüssel oder das geparkte Auto – seien typische Symptome.

Wortfindungsstörungen als Anzeichen

Anzeichen können laut Koling ebenso Wortfindungsstörungen sein sowie Schwierigkeiten, sich in fremden Umgebungen zurechtzufinden. Komplexere Tätigkeiten wie Geldabheben oder Kuchenbacken gelingen bei einigen Betroffenen, wenn überhaupt, nur noch fehlerhaft und schwierigere Texte können nicht mehr gelesen, anspruchsvollere Sendungen nicht mehr verstanden werden. „Aus Scham ziehen sich die Betroffenen oft zurück“, weiß die Chefärztin. Auch das Überspielen der Symptome sei ein übliches Verhalten.

Fließende Grenzen

Manchmal sei es schwer, zwischen ersten Anzeichen einer Alzheimer-Demenz und bloßer (teils altersbedingter) Vergesslichkeit zu unterscheiden: „Die Grenze ist fließend und wird durch Bildung, Vorerkrankung, Medikamente und Hirnschäden beeinflusst“, sagt die Expertin Koling, „deshalb erheben wir eine ausführliche Anamnese.“ Dazu gehören unter anderem der klassiche Fragebogen zu Vorerkrankungen, Medikation etc. Bei unklarer Symptomatik können zudem neuropsychologische Tests durchgeführt werden. Bei Bedarf könne auch eine Kernspintomographie oder Nervenwasseruntersuchung veranlasst werden.

Im Zweifel den Arzt aufsuchen

Jeder ist im Alltag mal vergesslich und nicht jeder verlorene Schlüssel oder vergessene Name lässt gleich auf Alzheimer schließen. Aufmerksam sollte man aber besonders dann werden, wenn die Symptome regelmäßig, über längere Zeit und in Kombination miteinander auftreten: „Dann ist dringend zu raten, zur Klärung einen Arzt aufzusuchen“, rät Koling.

Mehr Infos beim Welt-Alzheimertag in Iserlohn

Wer mehr über die Krankheit Alzheimer erfahren will, hat am Samstag, 21. September, bei einer Veranstaltung zum Welt-Alzheimertag die Gelegenheit dazu: Von 10 bis 15 Uhr können Interessierte, egal ob Laien oder Fachpublikum, allerlei Infos rund um Alzheimer und Demenz bekommen – auch zu den neuen Antidementiva, die bereits in vielen außereuropäischen Ländern zugelassen sind – und sich zudem auf Musik und Leckereien freuen. Die Veranstaltung findet im und um das Gerontopsychiatrischen Zentrum der LWL-Klinik Hemer an der Hardstraße 47 statt. Der Eintritt ist frei.

Info für Fachpublikum

Ärztinnen und Ärzte können vier CME-Punkte für die Teilnahme an der Veranstaltung und den Besuch der Vorträge bekommen.


wave.inc

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