„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“ – das hat Karl Valentin einmal gesagt. Das ließe sich auch auf die Tourismusförderung im und für den Märkischen Kreis übertragen. Was hat es da in den vergangenen Jahrzehnten nicht alles gegeben und gibt es noch: „Tagen entlang der Sauerlandlinie“, „Agrotourismus“, „24 gastliche Sterne“, „Lenneroute“, „Drahthandelsweg“, „Sauerland Höhenflug“, Kultursprinter, Kulturtourismus, Beteiligungen an Camping- und Reisemessen, sogar an der ITB in Berlin, die touristischen Arbeitsgemeinschaften Lenne, Volme und Hönnetal – und nicht zuletzt den Sauerlandtourismus. Die Liste ist bestimmt nicht vollzählig. Ja, was ist eigentlich mit dem Sauerlandtourismus? Was hat der Zusammenschluss für den Märkischen Kreis wirklich gebracht? Fragt man nach konkreten Zahlen runtergebrochen auf die heimische Region, wird es schon schwierig. Es macht niemand länger Urlaub im Land zwischen Hönne und Volme wie im Hochsauerland.
170.000 Euro für Gutachten
Während der Kreis in den vergangenen Jahren viel Geld – alleine fast 170.000 Euro für Gutachten – ausgegeben hat, gehen andere Kreise in Südwestfalen den entgegengesetzten Weg. Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist unlängst aus der Förderung der Tourismusregion Siegen-Wittgenstein ausgestiegen. Kein Geld mehr. Wie man hört, habe sich der Sauerland-Tourismus gegen eine gemeinsame Dachmarke gesperrt. Die Aufteilung der Marken „Sauerland für Tourismus“, „Südwestfalen für die Wirtschaft“ hat den Prozess sicher nicht gefördert. Und was haben wir da nicht alles: Hochsauerland, Schmallenberger Sauerland, Südsauerland, Märkisches Sauerland – ja, was denn nun? Den Kommunen im Märkischen Kreis steht finanziell das Wasser Oberkante Unterlippe. Haushaltssicherung, Haushaltssperre – das sind die Vorgaben aktuell.
Ein „schlummernder Riese?“
Touristisch sei der Märkische Kreis ein „kleiner schlummernder Riese“ habe der Gutachter gesagt. Im Sauerland blickt man in der Tat neidisch auf unsere vielen kulturellen Einrichtungen und Museen. Das ist unser Pfund, um Tagestouristen zu locken – mehr aber auch nicht. Dennoch sollte man die touristischen Aktivitäten nicht gänzlich einstampfen. Denn eines bringen sie auf jeden Fall: eine Verbesserung für die Menschen an Lenne und Volme, für die eigene Bevölkerung. Die kennen ihre Spazier- und Wanderwege an der Nordhelle, rund um die Luisenhütte oder den Danzturm – die brauchen keine aufwändigen Prospekte, Internet-Auftritte und Messebeteiligungen. Das können die Städte und Gemeinden auch selber.
Schulen und Kitas wichtiger als Premium-Wanderwege
Dass die Bürgermeister die neue Tourismusstrategie jetzt erst einmal gestoppt haben, ist richtig. Sie haben mit maroden Schulgebäuden, zerfallende Infrastruktur, fehlenden KiTa-Plätzen und die Unterbringung Geflüchteter derzeit genug zu tun. Und das alles sind Pflichtaufgaben – die Tourismusförderung ist eine rein freiwillige Leistung.
Hendrik Klein