Dino-Schätze – Fossilien-Fundstelle in Balve offenbart einmalige Objekte

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LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger bekommt von Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs (li.) und LWL-Wissenschaftler Dr. Achim Schwermann die oftmals nur Millimeter großen Fossilien aus Balve unter der Stereolupe gezeigt. Foto: LWL/Steinweg

Landschafdtsverband zieht nach Grabungssaison Bilanz

(lwl). Fachleute des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) graben seit 2002 jeden Sommer in einer Dinosaurier-Fundstelle bei Balve im Märkischer Kreis. Der vergangene Sommer war der bisher erfolgreichste in der mehr als 20-jährigen Grabungsgeschichte: Etwa 650 bedeutsame Funde wurden dokumentiert und ausgegraben, darunter Teile einer Dino-Schwanzwirbelsäule und zwei Daumenstachel von Dinosauriern.

650 bedeutende Funde

Fachleute des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) graben seit 2002 jeden Sommer in einer Dinosaurier-Fundstelle bei Balve (Märkischer Kreis) im Sauerland. Der vergangene Sommer war der bisher erfolgreichste in der mehr als 20-jährigen Grabungsgeschichte: Etwa 650 bedeutsame Funde wurden dokumentiert und ausgegraben, darunter Teile einer Dino-Schwanzwirbelsäule und zwei Daumenstachel von Dinosauriern.

Viele verschiedene Dinosaurier

Das LWL-Museum für Naturkunde hat an dieser Fundstelle die Grabungsaktivitäten 2023 und 2024 noch gesteigert. „Ich finde es völlig faszinierend, dass bei uns in Westfalen so viele verschiedene Dinosaurier gefunden werden. Wissenschaftlich fast noch bedeutender sind die Funde winziger Säugetierfossilien“, sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, „Unser Museumsteam sichert diese Schätze im Rahmen der Paläontologischen Bodendenkmalpflege, ein gesetzlicher Auftrag. Dieser Pflicht nachzukommen ist umso angenehmer, wenn man sieht, welche erstaunlichen Ergebnisse damit erzielt werden.“

Höhepunkte 2024

Gefunden wurde 2024 unter anderem ein Stück einer Schwanzwirbelsäule eines Dinosauriers. Dr. Achim Schwermann, Dino-Experte des LWL: „Normalerweise finden wir nur einzelne Knochen, oft sogar nur Bruchstücke davon. Doch in diesem Sommer fanden wir drei Wirbel, die so eingebettet wurden, wie sie auch ursprünglich im lebenden Tier angeordnet waren.“

Daumenstachel entdeckt

Ein weiterer Höhepunkt dieses Jahres: ein Daumenstachel von einem iguanodonartigen Dinosaurier. Als diese Dinosaurierart vor 200 Jahren beschrieben wurde, lagen von Iguanodon nur wenige Teile des Skeletts vor. Der kegelförmige Knochenstachel wurde zunächst als Nasenhorn interpretiert. Erst 50 Jahre später wurde klar: Der Stachel ist eigentlich die Spitze des Daumens. Von diesem Knochen, der sinnbildlich für den stetigen Fortschritt der Forschung steht, wurden während der Grabungskampagne 2024 in Balve gleich zwei Exemplare gefunden. „Mit diesem ikonischen Fossil in der Hand fühlt man sich den ersten Dinosaurierforschern vor 200 Jahren ganz nahe“, erklärt Rüschoff-Parzinger.

Fundstelle weltweit einzigartig

„Diese Fundstelle ist weltweit einzigartig“, so der Direktor des LWL-Museum für Naturkunde in Münster, Dr. Jan Ole Kriegs. „Fossilien aus der Zeit der Dinosaurier sind immer etwas Besonderes. Wir finden hier nicht nur Dinosaurier, sondern entdecken ein ganzes Ökosystem. In Fachkreisen ist diese Fundstelle mittlerweile für die Säugetierfunde sehr bekannt.“

Sieben verschiedene Säugetierarten

Von diesen Säugetieren sind nur Millimeter große Zähne überlieft geblieben. An der Grabungsstelle haben die Fachleute bereits sieben verschiedene Arten festgestellt – alle sind neuartig und nur von dieser Stelle bekannt. „Man muss sich bewusstmachen, dass diese winzigen Überbleibsel 125 Millionen Jahre alt sind und dass wir die Nadel im Heuhaufen suchen“, so Kriegs. „Unser Team hat schon mehrfach bewiesen, dass es die richtigen Methoden für diese Suche anwendet. Und auch in diesem Sommer haben sie wieder neuartige Zähne dieser winzigen Säugetiere finden können.“ Neben den Fossilien von Dinos und Säugern kamen auch Reste von Fische, Amphibien, Schildkröten, Krokodile, Dinosaurier und Flugsaurier ans Licht.

24 Tonnen Sediment gewaschen

Insgesamt wurden 24 Tonnen Sediment gewaschen, um auch die kleinsten Fossilien ausfindig zu machen. „Zu verdanken ist dies dem engagierten Team rund um unseren Paläontologen Dr. Achim Schwermann und den technischen Grabungsleiter Jerome Gores, vielen Studierenden und ehrenamtlichen Grabungshelfenden“, erklärt Kriegs. In den vergangenen beiden Sommern konnte das Team direkt an der Ausgrabungsstelle kampieren. Das habe es möglich gemacht, jeden Sommer etwa 40 Grabungshelfer unterzubringen.

Blasen an den Händen

Um die begehrten Säugetierzähne zu finden, haben die Heferinnen und Helfer bereits 2023 mehr als 20 Tonnen Sediment gewaschen. „Eine Grabung in dieser Größenordnung funktioniert nur mit einem guten Grabungsteam“, so LWL-Dinosaurierexperte Schwermann. „Blasen an den Händen und Abende am Lagerfeuer unter einem weiten Sternenhimmel gehören in Balve genauso zum Programm wie aufregende Fossilfunde. Das verbindet das Team zu einer gut funktionierenden Einheit.“

wave.inc

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