Nutztierrisse durch den Wolf

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Der Wolf, hier ein Foto aufgenommen von einer Wildtierkamera, beschäftigt Menschen und Medien im Märkischen Kreis. Foto: Märkischer Kreis

Handlungsbedarf in der Tierhaltung

(pmk). Die Zahl der Nutztierrisse, die auf Wölfe zurückzuführen sind, ist im Märkischen Kreis in den vergangenen Wochen gestiegen. Deshalb gibt es vermehrt Fragen, ob und wie seitens der Behörden auf diese Situation reagiert wird und was das für die Sicherheit der Bevölkerung bedeutet.

Streng geschützte Art

Wie mit dem Wolf umgegangen werden kann, ist durch europäisches, Bundes- und Landesnaturschutzrecht derzeit eindeutig geregelt. Da der Wolf nach wie vor eine streng geschützte Art ist, wäre eine etwaige Tötung an enge Voraussetzungen gebunden, teilt der Märkische Kreis mit. Aufgrund der Rechtslage sind diese Voraussetzungen bislang nicht erfüllt – so tragisch die bisherigen Verluste für die Nutztier-Halterinnen und -Halter ohne Zweifel sind. Vielmehr müsste sich herausstellen, dass getroffene Herdenschutzmaßnahmen keinen Erfolg bringen. Das Land Nordrhein-Westfalen sieht aktuell über die „Förderkulisse Märkisches Sauerland“ vor, dass Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von wirtschaftlichen Belastungen durch den Wolf unterstützt werden. Dies gilt für Betriebe mit Tierhaltungen von Schafen und Ziegen sowie von Gehegewild. Entschädigungen gibt es bei einem Wolfsnachweis auch für gerissene Rinder oder Pferde.

Tiere nicht unneingezäunt lassen

Es gilt daher der dringende Appell an alle Tierhalterinnen und Tierhalter, ihre Tiere nicht uneingezäunt auf den Weiden zu lassen und nachts in einen Stall zu bringen. Dabei müssen im ersten Schritt nicht zwingend Zäune mit Untergrabeschutz errichtet werden. Ein Elektrozaun kann bereits dazu führen, den Wolf abzuschrecken. Passiert dies an möglichst vielen Orten, kann möglicherweise ein Lerneffekt eintreten, der die Zahl der Tierverluste verringert. Vorhandene Zäune sollten auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft werden.

Auch Hobbyzüchterinnen und -züchter können die Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer (Telefon: 02945/989-429, Mail: herdenschutz@lwk.nrw.de ) in Anspruch nehmen. Sets zum Schutz vor Wolfsangriffen auf Schafe und andere Nutztiere können bei Bedarf vom Land NRW oder vom NABU Landesverband NRW kurzfristig und schnell ausgeliehen werden. Die Herdenschutzsets mit Elektrozaun, Weidezaungerät und Fotofalle können bei begründeten Verdachtsfällen unentgeltlich ausgeliehen werden. Sie stehen allen Nutztierhaltern (auch Hobbyhaltung) zur Verfügung.

Grundschutz für eventuelle Entschädigungen

Ein Grundschutz ist speziell in der Landwirtschaft erforderlich, um eventuelle Entschädigungen für gerissene Schafe, Ziegen oder Gehegewild erhalten zu können. Angaben zur Mindesthöhe von mobilen und stationären Zaunanlagen finden sich unter: www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/herdenschutz/zaun-weidetiere.htm .

In der freien Natur: Kein höheres Gefährdungspotenzial für Menschen

Für den Aufenthalt in der freien Natur durch Menschen besteht hingegen kein höheres Gefährdungspotential. Aufmerksamkeit ist zwar geboten, Panik aber weiterhin fehl am Platz. Trotz der verstärkten Sichtung von Wölfen hat es in den vergangenen Jahrzehnten laut Landesumweltamt (LANUV) in Deutschland keine Hinweise auf aggressives Verhalten gegenüber Menschen gegeben. Für die Bevölkerung gilt daher unverändert, dass der Wolf nach bisherigen Erkenntnissen keine unmittelbare Gefahr für Menschen darstellt. Diese wächst demnach auch nicht, weil sich die Population im Märkischen Kreis leicht erhöht hat. Wölfe verhalten sich von Natur aus vorsichtig dem Menschen gegenüber und meiden die direkte Begegnung. Meistens weichen die Raubtiere dem Menschen aus, noch ehe er sie bemerkt hat. Ein direktes Zusammentreffen von Wolf und Mensch ist auch in von Wölfen besiedelten Gebieten selten.

Tipp bei Begegnung: Ruhig verhalten, Abstand wahren

Deutlich wahrscheinlicher ist eine zufällige Beobachtung zum Beispiel vom Auto aus, wenn ein Wolf eine Straße überquert. Grundsätzlich gilt, dass man sich bei einer Begegnung ruhig verhalten und Abstand halten sollte. Wenn der Wolf sich nicht zurückzieht und die Situation nicht geheuer ist, dann laut sprechen oder in die Hände klatschen, um sich bemerkbar zu machen. Dagegen nicht loslaufen. Dies könnte ein Verfolgungsverhalten des Tieres auslösen. Sollte der Wolf sich wider Erwarten nähern, dann stehenbleiben, sich großmachen und versuchen, ihn einzuschüchtern. In einem solchen Fall eher einen Schritt auf das Tier zugehen, als zurückzuweichen. Kommt es zu einem Zusammentreffen von Wolf und Hund, sollte man seinen Hund zu sich rufen, anleinen und sich ruhig zurückziehen – noch besser ist es ohnehin, den Hund im Wald angeleint zu lassen.

Beratung ausgeweitet

Die Untere Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises hat im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms die Beratung für die Landwirtschaft ausgeweitet (Telefon: 02351/966-6396). Zudem bittet der Märkische Kreis darum, Fotos oder Videos von Wolf-Sichtungen zeitnah zu übermitteln. Auch die Jägerschaft wird gebeten, ihre Informationen zu teilen. Die Untere Naturschutzbehörde leitet Infos und Meldungen mit entsprechenden Standort- und Kontaktdaten an das LANUV weiter.

LANUV ist ständig erreichbar

Das Landesumweltamt ist auch außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende erreichbar: Werktags (9 bis 16 Uhr): Telefon: 02361/305-3322, außerhalb der Geschäftszeiten / am Wochenende / an Feiertagen: Nachrichtenbereitschaftszentrale LANUV NRW, Telefon: 0201/714488. Ansprechpartnerin für Fördermaßnahmen bei der Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer: Bärbel Ruchay, Telefon: 02303/961 6158.

Informationen zum Wolfsmanagement und zu Wolfsmeldungen: https://wolf.nrw.de

wave.inc

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