Es war keine Liebesheirat

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Beim Burgfest am 30. Juni 2005 auf der Burg Altena anlässlich des 30-jährigen Kreisjubilä-ums begrüßte der damalige Landrat Aloys Steppuhn (Mitte) die Männer der ersten Stun-de: Wilfried Droste, Dr. Jürgen Albath, Dr. Bernhard Schneider und Heinrich Bickmann. Foto: Hendrik Klein/Archiv

Serie „50 Jahre Märkischer Kreis“ III – Kreistage und Verwaltungen mussten zusammengeführt werden

Von Hendrik Klein

Eine Liebesheirat war die Zusammenführung des Altkreises Iserlohn, der kreisfreien Stadt Iserlohn sowie des Altkreises Lüdenscheid zum neuen Märkischen Kreis wahrlich nicht. Altena, ehemals mit Lüdenscheid verbunden, erlebte das jetzt wiederholt. Aber es half ja nichts, es warteten eine Vielzahl von Aufgaben auf den Verantwortlichen, die es zu lösen galt. Zwei Kreistage und zwei Kreisverwaltungen mussten zusammengeführt werden. Die damals eingesetzten „Kommissare“ – Heinrich Bickmann aus Iserlohn für die Aufgaben der Politik und Wilfried Droste (SPD) aus Altena für die Verwaltung – trafen am Anfang die Entscheidungen und bereiteten die konstituierende Sitzung des ersten Kreistages vor.

Dr. Jürgen Albath wird erster OKD

Nach dessen Konstituierung am 23. Mai 1975 war es die zentrale Aufgabe der politischen Vertreter und der Verwaltung aus den unterschiedlichen Facetten eine Verwaltungseinheit zu schaffen. In der konstituierenden Sitzung wurde Dr. Jürgen Albath, Oberkreisdirektor des Altkreises Iserlohn, zum ersten OKD des Märkischen Kreises gewählt. Kreisdirektor wurde Karl-Ludwig Schiffer aus Altena. Dr. Walter Hostert (CDU) aus Lüdenscheid wurde zum ehrenamtlichen Landrat gewählt, Toni Monz (FDP) aus Plettenberg zu dessen Stellvertreter.

Spitzenpositionen doppelt besetzt

Bei der Zusammenlegung der beiden Altkreise Iserlohn und Lüdenscheid waren alle Spitzenpositionen in der Verwaltung, vom Dezernenten bis zum Amtsleiter, doppelt besetzt. Für Oberkreisdirektor Dr. Jürgen Albath galt es, die rund 1.200 Mitarbeitenden in insgesamt 28 Ämtern in eine leistungsfähige Organisation einzubinden, die den Fortgang der laufenden Verwaltungsarbeit zugleich aber auch die Anpassung an die neuen Erfordernisse gewährleistete. Gleichzeitig weitete beispielsweise die Übernahme des Personals der Iserlohner Müllverbrennungsanlage, der Sonderschulen in Lüdenscheid und Iserlohn sowie der Rettungswachen in Balve und Meinerzhagen oder die Einführung des Allgemeinen Sozialdienstes den Stellenplan weiter aus.

Verwaltung in 17 Gebäuden

Erschwerend kam hinzu, dass die neue Verwaltung in 17 verschiedenen Gebäuden in fünf Städten des Kreisgebiets untergebracht werden musste. Allein in Lüdenscheid arbeiteten seinerzeit 339 Kreisbedienstete in acht verschiedenen Dienststellen. Erhebliche Kosten und Zeitverluste waren Folgen dieser Dezentralisierung. Eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung ergab seinerzeit: Mit einer Verwaltungskonzentration könnten in zehn Jahren rund 20 Millionen D-Mark eingespart werden.

Lüdenscheid wurde Kreissitz

Eine zentrale Anlaufstelle musste her. Per Gesetz hieß der Kreissitz Lüdenscheid. Das machte auch Sinn, da fast alle Städte und Gemeinden, für die der Kreis Ausgleichsfunktion übernimmt, beispielsweise im Jugendamtsbereich, räumlich näher zu Lüdenscheid als zu Iserlohn lagen. Hinzu kam für den Gesetzgeber, dass Lüdenscheid ziemlich genau in der Mitte der Oberzentren Dortmund und Siegen lag. Dennoch war diese Kröte für die Kreistagsmitglieder aus Iserlohn, Menden und Hemer nur schwer zu schlucken. Bedingung war deshalb, dass das ehemalige Kreishaus an der Friedrichstraße in Iserlohn Sitz der Kreispolizeibehörde wurde und das ehemalige Kreishaus an der Bismarckstraße in Altena das Kulturamt und Teile des Sozialamtes aufnahm. Dienststellen in Iserlohn und Altena sollten erhalten bleiben, um nach dem Willen des Kreistages bürgernah zu arbeiten. So ist es bis heute.

Investitionen in die Zukunft

Im März 1976 entschied sich der Kreistag für den Standort Heedfelder Straße 45 in Lüdenscheid. Zehn weitere Jahre dauerte es, bis das fertige Kreishaus am 11. April 1986 mit 718 Arbeitsplätzen eingeweiht wurde. Das Kreishaus in Lüdenscheid war das letzte Kreishaus nach der Neugliederung, das noch zu 65 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert wurde. Die Gesamtkosten betrugen rund 75 Millionen D-Mark. Auf einen großen Sitzungssaal verzichtete die Politik und sparte damit rund 4,5 Millionen Mark ein. Dies wurde bekanntlich jetzt mit dem Anbau ans Kreishaus und dem neuen Sitzungssaal nachgeholt.

375 Millionen D-Mark für Krankenhaus-Neubau

Zeitgleich realisierte der Märkische Kreis damals mit den Neu- und Ausbauten der beruflichen Schulen und des Müllheizkraftwerkes Iserlohn sowie dem Kreiskrankenhaus in Lüdenscheid-Hellersen mit verbauten 500 Millionen D-Mark eines der größten Investitionsprogramme der Bundesrepublik Deutschland. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die großen Herausforderungen, vor denen der junge Kreis stand.

750 Betten und Mitarbeiter in Hellersen

Besonders mit dem Bau des Kreiskrankenhauses Hellersen, mit 750 Betten ein Krankenhaus der Spitzenversorgung, bewiesen die Kreispolitiker Weitsicht. Das 375-Millionen-Projekt, gebaut nach Plänen des Münchener Architekturbüros Schuster/Paechthold, wurde beinahe in voller Höhe vom Land finanziert. Dass die Zahl Betten identisch war mit der Zahl der Arbeitsplätze im Lüdenscheider Kreishaus, sorgte für manchen Spott. Inzwischen sorgen die Märkischen Kliniken für die erforderlichen dreistelligen Millionen-Investitionen wieder für reichlich politischen Sprengstoff und Beratungsbedarf.

Weichen für Schulstandorte gestellt

In den 80er Jahren stellten auch die demografische Entwicklung und die Vorgaben der Schulbehörde den Kreistag vor schwierige Entscheidungen. Damals wurden wichtige Weichen für die Schulstandorte Iserlohn, Lüdenscheid, Menden, Altena und Halver gestellt. Immer wieder ging es in den vergangenen 50 Jahren dem Kreistag darum, das Unterrichtsangebot in den gewerblichen und kaufmännischen Bereichen zu differenzieren, Schulkollegs zu bilden und neue Schullaufbahnen einzurichten, die sich an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientieren. Das ehemalige Berufskolleg in Altena hat Platz gemacht für das neue Kreisarchiv.

wave.inc

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