Anzahl der Beschäftigten so gering wie seit Jahren nicht mehr
Von Hendrik Klein
Der Arbeitsmarkt im Märkischen Kreis hat sich im vergangenen Jahr weiter abgekühlt. Mit 159.346 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gab es 2024 so wenige wie schon seit Jahren nicht mehr, 17.320 Männer und Frauen waren im Jahresschnitt auf Jobsuche – 10,4 Prozent mehr als noch ein Jahr davor. Die Arbeitskräftenachfrage sank um 14,6 Prozent auf 7.767. Das sind die Eckpunkte der Jahresbilanz der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Märkischer Kreis für das abgelaufene Jahr, vorgestellt von Agentur-Chefin Sandra Pawlas und Jobcenter-Geschäftsführerin Anna Markmann.
Keine Hoffnung auf baldige Besserung
Hoffnung auf eine baldige Besserung konnten beide nicht machen. „Wir haben den seit Jahren niedrigsten Wert bei der Beschäftigung. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird wegen der demografischen Entwicklung rückläufig bleiben, weil die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in Rente gehen“, prognostiziert Sandra Pawlas. Ein Grund für die Zurückhaltung bei den Stellenmeldungen sieht sie auch darin, dass die Unternehmen wegen der aktuellen Wirtschaftslage mit Einstellungen abwarten.
Metallberufe auf der Verliererseite
Die konjunkturelle Lage, so Pawlas und Markmann, verändert auch die Branchenstruktur im überwiegend industriell aufgestellten Märkischen Kreis. Die höchsten Steigerungsraten bei der Beschäftigung verzeichnet das Sozialwesen, die öffentliche Verwaltung, das Gesundheitswesen, Erziehung und Unterricht sowie Heime (ohne Erholungs-, und Ferienheime). Auf der Verliererseite waren im vergangenen Jahr die Metallerzeugung und -bearbeitung, die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, die Herstellung von Metallerzeugnissen, der Maschinenbau sowie die Herstellung von elektronischen und optischen Geräten.
Integration Geflüchteter gelungen
Als gelungen bezeichnet Anna Markmann die Integration von Geflüchteten. „Die größten Erfolge haben wir bei der Vermittlung von Frauen aus der Ukraine in Pflegeberufe.“ Die Anzahl der Beschäftigten aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern sowie der Ukraine ist im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent gegenüber dem Jahr davor auf 1.994 gewachsen. „Unsere Kunden sind zu 55 Prozent aus dem Helfer-Bereich, 45 Prozent Fachkräfte oder haben sogar eine noch höhere Qualifikation“, so die Chefin des Jobcenters.
138 Unternehmen in Kurzarbeit
Die Verlängerung der Kurzarbeit war für die Betriebe im Märkischen Kreis eine gute Nachricht, erklärt Sandra Pawlas. 138 Unternehmen mit 3.455 Beschäftigten arbeiteten Stand August 2024 verkürzt. Trotz gestiegener Arbeitslosigkeit gebe es weiterhin einen Fachkräftemangel. Das sei keineswegs ein Wiederspruch, so die Agentur-Chefin. „Es fehlen Lehrer, Ingenieure, Mitarbeitende in der Gastronomie, Ärzte und IT-Spezialisten. Es muss auch zwischen Arbeitnehmer und Betrieb passen.“ Bei der Arbeitslosigkeit, konkretisiert Pawlas, liege die Agentur für Arbeit Märkischer Kreis mit einer Arbeitslosenquote von im Jahresschnitt 7,7 Prozent im „oberen Drittel“ in Nordrhein-Westfalen. Führend mit 10,1 Prozent sei das Ruhrgebiet – das Münsterland mit traditionell geringer Quote liege bei 4,9 Prozent.
Aus- und Weiterbildung wichtig
„Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit ist eine gute Ausbildung. Arbeitsplätze für Menschen, die nichts gelernt haben, gibt es nicht mehr“, weiß Sandra Pawlas. Drei Viertel aller Stellen seien für Fachkräfte oder Männer und Frauen mit noch höherer Qualifikation. „Uns wäre es am liebsten, die Menschen werden gar nicht erst arbeitslos.“ Dazu sei auch ein quasi lebenslanges Lernen erforderlich – eine nicht neue Weisheit. Dies treffe nicht nur für eine gute Ausbildung zu, sondern auch für stetige Weiterbildung. Unterstützung für Arbeitnehmer und Beratung für die Firmen sei da eine wichtige Aufgabe für die Arbeitsagentur und das Jobcenter. Es gebe eine gute Vernetzung untereinander und beispielsweise mit der agentur Mark und der Südwestfalen GmbH.
11.947 beim Jobcenter gemeldet
11.947 Männer und Frauen auf Jobsuche sind beim Jobcenter MK aktenkundig, wie deren Geschäftsführerin Anna Markmann mitteilt. Auch sie rät dazu, alle Angebote, angefangen von den Sprachkursen für Geflüchtete, anzunehmen. Markmann: „Es ist immer gut, sich bei uns zu melden und sich zu informieren.“ Sie verkennt allerdings aufgrund rückläufiger Finanzmittel die geringer werdenden Angebote beispielsweise bei den Sprachkursen nicht. „In allen Behörden gibt es derzeit nur eine vorläufige Haushaltsführung.“
„Jeder einzelne zählt!“
Einig sind sich Sandra Pawlas und Anna Markmann, was ihren Auftrag und ihre Motivation angeht: „Jeder einzelne zählt!“ Die Herausforderungen für 2025 formulierten beide so: Weiterbildung steigern, auch von beschäftigten Menschen, berufliche Bildung stärken, berufliche Ausbildung stabilisieren und ausbauen. Und außerdem: Die Integration geflüchteter Menschen beschleunigen, Arbeitsmarkt-Chancen von Schwerbehinderten erhöhen und die Frauen-Erwerbstätigkeit durch alternative Arbeitszeitmodelle stärken.