MVG und Kreis fragen Bürgerinnen und Bürger
Von Hendrik Klein
Es klingt wie Zukunftsmusik – und das ist es ja auch. Die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) und der Märkische Kreis haben gemeinsam ein Projekt zur Verbesserung des ÖPNV und ihres Angebots in der Region gestartet. „Zusammen besser“ ist der Titel. Zusammen meint nicht zuletzt alle Bürgerinnen und Bürger im Märkischen Kreis. Kernstück ist die eine Erweiterung der MVG-Ticket-App für Smartphones und Tablets, über die Busnutzer auch heute schon Fahrplanauskünfte und Fahrscheine erhalten können.
Mobilitätsverhalten wird anonym ausgewertet
Mit der neuen Funktionalität kann das Mobilitätsverhalten der Nutzer anonym ausgewertet werden. Die App erfasst dabei nicht nur Daten von Busfahrten: Auch Fahrten mit dem Auto und dem Fahrrad sowie Strecken zu Fuß werden erkannt. MVG-Geschäftsführer Stefan Janning bei der Präsentation des bereits freigeschalteten Online-Angebots in Lüdenscheid: „Mit den gespendeten Bewegungsdaten können wir beispielsweise in unserem Liniennetz erkennen, ob Linienverläufe angepasst oder auch Umsteigezeiten und -orte optimiert werden müssen müssen.“
„Digital statt Klemmbrett“
Möglich macht das neue Angebot die Firma PricewaterhouseCoopers GmbH, kurz PwC, aus München. Sie erstellte im Auftrag der MVG das neue Online-Angebot. „Digital statt Klemmbrett“ sei das Motto bei der Datenbeschaffung, erläuterte Maximilian Rohs bei der Präsentation die Abkehr von der händischen Abfrage bei den MVG-Kunden. Die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig, anonym und kann jederzeit widerrufen werden. Das neue Angebot trage dazu bei, „den ÖPNV smarter zu machen.“ Die Vorteile lägen auf der Hand: Die Datengrundlage verbessere sich, ein kontinuierliches Nachsteuern sei gegeben, die Effizienz des Fahrzeugeinsatzes verbessere sich. Rohs: „Ein Bus, der leer fährt, ist schlecht für das Klima und die Kosten.“
Passgenaues und bezahlbares Angebot
Für Landrat Marco Voge ist das Ziel klar: „Wir wollen ein bezahlbares, ausreichendes und passgenaues Angebot für die Nutzer im Märkischen Kreis machen.“ Auf der Grundlage der alsbald vom Kreistag zu beschließenden Fortschreibung des Nahverkehrsplanes im Märkischen Kreis stelle sich die Frage: „Welchen Anteil können wir als Märkischer Kreis zur Mobilitätswende beitragen?“ Durch die anonymisierte Auswertung von Mobilitätsdaten könne man das Verkehrsangebot gezielt verbessern und auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger anpassen.
Datensicherheit garantiert
Wichtiges Thema: Die Datensicherheit. „Die Teilnahme ist 100-prozentig freiwillig. Die Daten werden selbstverständlich anonymisiert erfasst. Sie liegen auch nicht bei uns, sondern auf dem Server des Märkischen Kreises“, so der PwC-Direktor. Erfasst werden Standortdaten, die Beschleunigung der Wegezeit wird festgehalten und die geografische Ausrichtung. Übersetzt: Wo ist der App-Nutzer? Mit welchem Verkehrsmittel ist er unterwegs? Geht er zu Fuß? Wie lange dauert es, bis er sein Ziel erreicht und wo ist das?
Hoher Kostendruck
„Alles dient dem Ziel, unsere Angebote möglichst wirtschaftlich zu erfüllen, die gesetzlichen Zwänge einzuhalten und das Angebot passgenau an die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen“, so MVG-Chef Stefan Janning. Es sei kein Geheimnis, dass alle Verkehrsbetriebe zuletzt durch hohe Strom- und Benzinpreise sowie Tarifsteigerungen belastet worden seien. Die neue App ermögliche jetzt den effektiven Einsatz von Fahrzeugen und Personal. Sie sei in den bekannten App-Stores bereits runterladbar. Entsprechende Informationen hält die MVG auch auf ihrer Internetseite „MVG-online.de“ bereit. Die MVG schreibt jedes Jahr tiefrote Zahlen.
Zu den Kosten „Kein Kommentar!“
In drei Monaten, so hoffen die Verantwortlichen von MVG, Kreis und PwC liegen die ersten verwertbaren Ergebnisse vor. Bei der Präsentation in Lüdenscheid blieb trotz Nachfrage eine Frage unbeantwortet: „Was kostet die neue Mobilitätsplattform?“ „Dazu geben wir keinen Kommentar“, war die übereinstimmende Antwort von Landrat Marco Voge und MVG-Geschäftsführer Stefan Janning.