
(EB). Die Bereitschaft der südwestfälischen Industrieunternehmen, am heimischen Standort zu investieren, sinkt weiter. Jedes zweite Unternehmen plant, Inlandsinvestitionen zu reduzieren. Gleichzeitig hält der Trend an, sich im Ausland zu engagieren – besonders in Nordamerika. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage der drei südwestfälischen Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Hagen und Siegen unter 576 Industrieunternehmen hervor.
Teufelskreis Kostendruck
„Die Unternehmen stehen unter erheblichem Druck. Ein Teufelskreis aus hohen Energiekosten, überdurchschnittlicher Steuerbelastung, überbordender Bürokratie und einer unsicheren politischen Lage führen zu weniger Investitionen im Inland“, erklärt Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland. „Es fehlt an Vertrauen und stabilen Rahmenbedingungen, die Unternehmen Planungssicherheit geben. Viele Betriebe schauen daher verstärkt ins Ausland.“
Nordamerika legt zu
Der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen im Ausland erhöhen möchten, liegt weiterhin bei 37 Prozent, weitere 40 Prozent halten ihr Engagement konstant. Auffällig ist die Veränderung der bevorzugten Investitionsstandorte. Nordamerika legt mit einem Anstieg von 41 auf 47 Prozent zu und liegt nun gleichauf mit der Eurozone auf Platz eins. Dagegen verliert die Region Asien/Pazifik (ohne China) fünf Prozentpunkte und fällt auf 17 Prozent zurück. China ist weiterhin für jedes vierte Unternehmen Ziel von Investitionen.
USA ein attraktiver Markt
„Unsere heimische Industrie sieht weiterhin große Chancen auf den Weltmärkten. Daher bleiben, ganz anders als im Inland, die Auslandsinvestitionen expansiv ausgerichtet. Jeder zweite südwestfälische Industriebetrieb investiert außerhalb Deutschlands”, betont Dr. Thilo Pahl, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen. „Die USA zählen zu den attraktivsten Märkten. Folglich ziehen die Investitionen merklich an. Die größte Volkswirtschaft der Welt punktet durch eine hohe Innovationskraft, eine erhebliche Marktdynamik und niedrige Produktionskosten.”
Einsparhebel Personalkosten
Eine Verschiebung zeigt sich bei den Motiven der Auslandsinvestitionen. Der Anteil der Unternehmen, die investieren, um Kosten zu senken, ist um zwölf Punkte auf 45 Prozent gestiegen. Dieser Wandel zeigt sich auch bei den Einsparpotenzialen. Die Personalkosten werden hierbei von 83 Prozent der Unternehmen als Einsparhebel genannt – ein Anstieg um zehn Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Mit 74 Prozent gibt eine Mehrheit der Unternehmen außerdem die Energiekosten als weiteren Faktor an.
Zu hohre Produktionskosten
„Die hohen Produktionskosten in Deutschland sind für die Industrie ein entscheidender Wettbewerbsnachteil. Viele Betriebe können sich unter den derzeitigen Rahmenbedingungen die Transformation nicht leisten und ziehen Standortverlagerungen konkret in Erwägung“, erläutert Dr. Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der SIHK zu Hagen. Jedes fünfte Industrieunternehmen zieht derzeit Standort- oder Teilverlagerungen konkret in Erwägung. „Wir brauchen dringend eine wirtschaftspolitische Wende, um Investitionen in Deutschland attraktiver zu machen und unseren Wohlstand zu erhalten.”